Winde eingebaut.

Ihr wollt uns an euren Umbauten o.ä. teilhaben lassen??
... dann hier rein damit!

Re: Winde eingebaut.

Beitragvon ohu » Di, 27 Sep 2016, 21:27

Danke für das Lob. Ich freu mich über alle, die mit dabei sind.
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Re: Winde eingebaut.

Beitragvon xr600schwarz » Di, 27 Sep 2016, 21:36

=D> =D> =D>, Top
Aus Steinen die einem in den Weg gelegt werden, kann man was Schönes bauen.
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Re: Winde eingebaut.

Beitragvon ohu » Mi, 28 Sep 2016, 5:06

ADD hat geschrieben:Ihr seit schon 2Kunden im Cockpit... is das bayrisch was Ihr da sprecht?


Theoretisch ja. ;)
Wobei die Dialoge schon etwas verfremdet sind, um besser in die Erzählung zu passen... :P
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Re: Winde eingebaut.

Beitragvon ohu » Do, 13 Okt 2016, 19:05

Freitag, 08.07.2016

Siebzig Kilometer Nachtetappe sind heute geplant. Für uns ist die Startzeit auf exakt 0:00 zum Samstag festgelegt.
"Graveyard Shift" - heute Nacht kann sich einiges entscheiden. Hält der Motor? Gibt es versteckte oder Folgeschäden, die wir noch nicht entdeckt haben?

Bild

Den ganzen Tag haben wir Zeit für diverse Reparaturen, Ausdistanzieren mit Zwischenblechen, nachbiegen von Haltern, Durchsicht aller möglichen und unmöglichen Stellen - und irgendwann finden wir nichts mehr zu tun.

Gerüchte von einem Killersumpf heute Nacht für die Extremklasse machen die Runde.

Lichtmaschinenkohlen gecheckt...
Kardanwelle hat etwas Spiel am Kreuzgelenk - getauscht..

Aber Zeit ist noch. Dann basteln wir eben die LED-Lampen, die auf Verdacht in der Ersatzteilkiste mitfahren, an den Kühlergrill.
Schließlich ist ja Nachtetappe, da hilft viel Licht zur Aktvierung des "Hyperspace"-Modus.

Bild

Abendessen. Im Camp haben scheinbar die Gerüchte die Runde gemacht, dass uns was gröberes am Motor passiert sei. Das interessiert vor allem die Gegner, die auf Platz vier in der Gesamtwertung stehen und jetzt aufs Treppchen schielen.
Ganz freundlich erkundigt man sich, ob wir noch fahren könnten und wie schlimm es stehe.
Den Mund nicht zu voll nehmend, zeichnen wir ein pessimistisches Bild. Wir wissens ja wirklich nicht...

Nicht mehr viel zu tun. Schlafen? Geht nicht. Zu nervös.
Dreimal Roadbook mit den angeschriebenen Änderungen verglichen.
Ums Auto geschlichen, zum x-ten Male alles durchgesehen.
Die Nacht der langen Messer kommt, und wir können nichts tun als Warten.
Das Gelände um Biedrusko kennen wir ja nicht einmal. Völlig unbekannt, und dann noch ins Dunkle.

Zehn wird es... elf.. langsam erheben wir uns, anziehen, es regnet. Jacken, Stiefel, Helme.
Letzte Stärkung in Form von zuckerhaltigen Nahrungsmitteln, halb zwölf verlassen wir das Camp, 23:45 stehen wir am Vorstart.
Es regnet stärker und stärker.
Temperatur Kühlwasser steigt nicht.
Kurze Panik - wir hatten den Getriebetunnel draußen, vielleicht nur der Stecker.
Wars auch. Langer schlanker Arm unter der Haube behebt das Problem.

Nach dem Vorstart schlägt Martin das Roadbook auf. Leseleuchte ein.

Martin: "Oh. Leider ist der rosa Leuchtstift, mit dem ich meine Roadbookmarkierungen gemacht habe überhaupt nicht zu erkennen. Das Rotlicht der Leseleuchte lässt die alle Verschwinden."

Hias: "Schaas. und wann du de wichtigstn sochn mim Kuli nochmoist?"

Martin: "Das ist in der Tat eine Idee"
(fängt eifrig an zu malen)

Derweil rücken wir in der Startreihe auf.
Die Nervosität wird fast greifbar. Es geht um die Wurst mitsamt der Pelle.

Vorne. Die Sekunden zählen runter.
Die Uhr zeigt einen neuen Tag und unseren Start. Feuer.

Martin: "Oh. Oh. Es geht los. Mist. Sag doch was. Oh. Warte."

Dementsprechend herrscht an den ersten drei Kreuzungen auch leichte Verwirrung, bis Martin wieder im Roadbook ist.

Es regnet immer noch. Die Strecke ist sehr feucht und sehr glitschig. Zwei garnicht so enge Spitzkehren etwas unpassend und zu flott angefahren und es trägt uns so weit raus, dass auch für uns Reversierzwang herrscht.
Das Tempo halten wir noch moderat. Soll ja nichts kaputt gehen.

Bis wir nach einigen Kilometern auf den ersten Gegner aufschließen. Deutlich langsamer unterwegs als wir - sind ja auch als fast letztes Auto gestartet, nach der Pleite von Etappe 6.
Schnell vorbei und weiter durch die Dunkelheit.
Fast die komplette Strecke läuft durch den Wald. Tief hängende Zweige, Laub und Dreck auf den erdigen Wegen, gelegentlich querliegende Äste oder Wurzeln bestimmen das Bild. Der Regen tut sein Übriges und manche Kurve lässt sich so sehr schwer einschätzen.

Etwas Tempo haben wir nachgelegt, und auch bald wieder den nächsten Gegner einge- und überholt.

Bald aber taucht auch bei uns im Rückspiegel Scheinwerferlicht auf. Hat jemand wieder aufgeholt?
Nein, der orange Patrol, offenbar hinter uns gestartet, will vorbei - wir machen auch Platz.

Mit einem Auto voraus lässt sich die Strecke im Dunkeln allerdings deutlich besser einschätzen. Jede Bodenwelle, jede Kurve wird durch die Rück- und Bremslichter des Vorausfahrenden angezeigt - und so lässt sich das Tempo steigern, wir bleiben dran.

Bild

Etliche Kilometer später ein Stück Teerstraße, Tempolimit 50 für drei Kilometer. Nach unserem Tacho fahren wir 50, der Gegner sicher nach seinem auch - aber er ist halt danach nicht mehr in Sichtweite. Egal, alleine kommen wir auch weiter. Überholen auch den ein oder anderen aus dem Feld, irgendwann geht es raus aus dem Wald, an einer Fabrik entlang. Ordentliche Bodenwellen.
Macht Spaß mit unserem Fahrwerk. Wieder in den Wald, bergauf. Fiese Bodenwelle im Roadbook, angesagt. Querweg, aber nicht so wild.
Also mit Gas weiter bergauf.
30m weiter. RAZONK.

Hias: "Öha. des woar owa a saubans Loch. Miassma ins fiad zwoate Rundn merkn."

Martin: "Ach was. Das muss das Boot abkönnen."

Hias: "Der Wasserdruck..!"

Es war nur ein heftiger Einschlag mit deutlicher Beanspruchung der Federweganschläge. Passiert, darf sein. Ohne Halt am Gas bleiben.

Bald darauf ist auch die erste Runde vorbei. Es geht in die zweite.

Navigatorisch sinkt die Herausforderung, ein paar hakelige Stellen haben wir uns auch gemerkt, es läuft etwas schneller, das Feld hat sich aber auch verteilt.
Die Lkw betreten das Feld und sind in der ersten Runde, es geht also wieder mehr zu.

Mitten im Wald fahren wir auf eine Ansammlung Scheinwerfer zu. Ein Auto hängt halb auf der Seite, wird von einem zweiten geborgen - und wenn uns nicht alles täuscht, waren das zwei Grat. Oha.
Wir passieren. Konkurrenz hinter uns gelassen. Sehr gut.
Jetzt nur nicht noch selbst irgendwo ausfallen.

Bild

Weiter. Befestiger Kiesweg, links und rechts metertiefe Straßengräben. Der dritte Grat hat wohl ein Kurve zu schnell genommen und hängt grade in diesem Graben...

Wir fahren Kolonne, angeführt von einem Mini auf AT-Bereifung. Der rutscht fast nur herum und ist entsprechend vorsichtig unterwegs. Wir passieren.

Holen bald den Landcruiser von Beutke ein. Oder versuchen es, je nach Streckenprofil sind wir dran oder auch wieder weiter weg.

Es geht wieder hinaus, Richtung Fabrik.
Wir schließen rapide auf Beutke auf, dieser lässt uns auch schnell vorbei, dieser Typ Wellen ist nicht so seine Stärke.
Hurtig weiter, die Strecke wird wieder eben. Beutke nähert sich.
Wäre ja blöd, also zackig ans Gas. Bergauf. Jetzt kommt gleich die Killerwelle aus der ersten Runde wieder. Etwas runter vom Tempo.
Es hoppelt etwas. Ah. Hatten wir schlimmer in Erinnerung. Wohl etwas anders erwi...
RAZONKKANACK!
Da war die Welle. Alle Radln in der Luft, und einige Meter nur auf der Vorderachse unterwegs schüttelt es uns ordentlich durch, staucht es die Luft aus dem Brustkorb.

Übel. Aber Auto fährt noch, wir werden verfolgt.
Runde ist gleich vorbei.
Jetzt droht der gemeine, angekündigte Sumpf.
Wir rollen ran, es ist auch ein wenig Betrieb.
Martin springt raus und erkundet die Szenerie.

Bild

Halb so wild. Etwas am Rand halten und es sollte kein Problem sein.
Ist es auch nicht. Durchgefahren ohne Wenn und Aber.

Bild

Bild

Bis Martin wieder eingestiegen ist, Bordkarte zum Stempeln rausgefummelt, hat uns Kollege Beutke schon wieder überholt.

Hinterher. Paar Kilometer noch Waldweg, dann Ziel.
Weniger als zwei Stunden haben wir gebraucht.
Ab ins Camp zurück.
Kurze Durchsicht, ob gravierende Schäden aufgetreten sind, und dann ab ins Bett.

Platz vier haben wir heute Nacht erreicht.


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Re: Winde eingebaut.

Beitragvon ohu » Do, 13 Okt 2016, 19:05

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Re: Winde eingebaut.

Beitragvon OZ83 » Fr, 14 Okt 2016, 7:20

Wie immer sehr schön geschrieben! Danke dir. :wheel: :pokal: ::held::
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Re: Winde eingebaut.

Beitragvon ADD » Fr, 14 Okt 2016, 12:57

Ein schönes Video..der Scheibenwischer is auf alle Fälle ein ziemlich wichtiges Teil:-) ohne dem würde die Sache wohl anders aussehen.

Beim Aufprall hatts ganz ordendlich geruckt,da habt ihr und die zweite Besatzung doch ganz schön Glück gehabt.Gibts eigendlich ne Regel für das vorbei lassen?
Warum schwierig sein...

...wenn man mit ein bißchen Anstrengung unmöglich sein kann !
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Re: Winde eingebaut.

Beitragvon ohu » Fr, 14 Okt 2016, 15:15

Nö, Regeln nicht. An sich ist es eigentlich Usus und guter, fairer Sportsgeist, dass man sich vorbei lässt, wenn der Andere ständig hinten dran hängt - vor allem, wenn es eine andere Fahrzeugklasse ist mit eigener Wertung. Und im Normalfall bekommt man das auch recht schnell mit, wenn einer hinter einem herzuckelt.

Man fährt ja primär gegen die Uhr.

In diesem Falle dachte ich eben, man hätte uns bemerkt und würde uns vorbeilassen. Im Video schlecht zu erkennen, aber 20m vor der Aufprallstelle ist eine Kreuzung mit zugewachsenem Querweg - sowas bietet sich ja zum zur Seite fahren an - hätte ja gepasst.
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Re: Winde eingebaut.

Beitragvon ohu » Di, 18 Okt 2016, 21:32

Samstag, 09.07.2016

Letzte Etappe, mit eigenem Namen "Spirit of Klaus Leihener" und einer speziellen Trophäe nur für diese.
Der Name verheißt Programm.

Andererseits - letzte Nacht sind wir ja schon in diesem Gelände gefahren. Und das war eigentlich nicht schwierig. Selbst das Sumpfloch war eher nur nett.
Es sind aber heute einige Schlüsselstellen im Roadbook verzeichnet... Sumpf und Wasserlöcher. Die Winde muss also funktionieren. Mal sehen, was draus wird, und hoffentlich halten wir unsere Platzierung auf dem dritten Platz in der Gesamtwertung.

Letzte Nacht sind wir Vierter geworden, und das gibt einen Start an vierter Stelle unserer Klasse - gute Ausgangbasis für heute, wenns an die zu querenden Sümpfe geht und nicht zu viel Konkurrenz vor uns in den Durchfahrten hängt.

Frühstück, Auto ein weiteres Mal gründlich durchgesehen, keine Auffälligkeiten. Öl ordentlich aufgefüllt, ein wenig gebraucht hat der Motor gestern abend schon. Wir haben noch fünf Liter Motoröl mit an Bord, für alle Fälle.

Start ist relativ spät, gegen elf. Vorher rollen wir noch an die Tankstelle, letzte Stärkung und dann geht es los.
Doppelstart. Den direkten Gegner lassen wir ziehen, ist in Sachen Motorleistung, Radstand und Fahrwerk etwas schneller am Start. Es geht über ein sehr sehr welliges Feld. Sehr schwierig, hier einen guten Gasfußrhythmus hinzubekommen, um Tempo aufzubauen. Es ist eher arges Geschaukel.

Bild

Ãœber ein paar Kilometer wird die Strecke nicht schneller. Das kann ja was werden.
Ein etwas schwer interpretierbares Roadbookbildchen rät zum Linksabbiegen an eiinem kleinen Wasserloch. Davor? Dahinter? Leider ist das nicht so ganz offensichtlich, und so ziehen wir einige Bahnen. Nicht alleine, andere Teilnehmer irren ähnlich herum wie wir auch - das Folgebild ist auch ein gutes Stück Wegstrecke entfernt und so wird nicht sofort klar, welcher Weg der Richtige ist.

Und dann fehlt auch wieder die übernächste Abzweigung. Sollte links abgehen, es ist aber nur ein deutlicher Hauptpfad erkennbar. Wir folgen diesem weiter, drehen irgendwann um. Rückweg und da wird es erkenntlich - ziemlich zugewuchert, schlecht ersichtlich geht es weg. Vermutlich ist die CC geradeaus gefahren. Der verwucherte Pfad ist allerdings nicht sonderlich anspruchsvoll, resultiert aber in einem Kompasskursbeginn. Das haben die bei CC ja nicht...

Diese Irrungen und Wirrungen haben uns im Feld etwas zurückgeworfen, aber wir finden auch wieder den richtigen Weg.
Bald die erste Bachdurchfahrt. Einige hängen drin, noch mehr stehen davor und warten ab. Hier können wir wieder viel gutmachen.
Martin springt raus und erspäht eine Lücke. Bergung als Windenanhängepunkt steht auch schon drüben bereit. Rechts, knapp an einem gerade reinfahrenden Defender vorbei.

Bild

Der Defender steckt, wir zwanzig Sekunden später auch, rechts schräg dahinter.

Jetzt zeigt Martin was er kann, er rennt einfach schneller mit dem Windenseil als der Defenderbeifahrer zum Bergepunkt.
Wer zuerst kommt, mahlt zuerst, und so haben wir ruck zuck Zug auf dem Seil, überholen mit der Seilwinde. Wird etwas knapp, aber noch komplett berührungsfrei.

Bild

Bild

Bild

Raus, Stempel, weiter.
Die Wege hier sind prinzipiell nicht schnell fahrbar, fast überall verhindern heftige Bodenwellen ein flottes Vorankommen. Wir holen dennoch den Rumburak ein. Es geht auf feuchten, glitschigen tief ausgefahrenen Panzerstrecken mit tiefen Pfützen entlang. Bei falscher Spurwahl droht durchaus Gefahr des Steckenbleibens.

Bild

Wir queren eine kleine Teerstraße, jede Menge Zuschauer an der Strecke. Jedoch kein Spektakel, nur weiterhin Pfützen.

Bild

Kurz drauf zweigen wir nach rechts ab von der Hauptspur. Martin kündigt das nächste Schlammloch an.
Es kommt in Sicht. Auf den ersten Blick ist hier die Panzerpiste nur etwas breiter ausgefahren und ein wenig Wasser in der Mitte.
Auf den zweiten Blick sind auch die Ränder ziemlich aufgewühlt. Leider sind wir da schon zu nah und doch mit zu wenig Schwung unterwegs. Blubb, und die Karre steht, nichts geht mehr, weder vorwärts noch rückwärts, und das am linken Rand.
Rechts stehen Bäume. Links nur Gebüsch, der nächste Baum locker 100m entfernt.
Zu unüberlegt reingerumpelt.

Das Buschwerk muss als Erdanker ausreichen.

Bild

Martin verlegt das Windenseil, Zug - und das erste, halbwegs verheißungsvolle Bäumchen knickt.

Nächstes, etwas weiter weg. Unterstützung durch Radantrieb forciert. Leider bewegt sich das Auto auch jetzt nicht wirklich, lediglich der Ankerpunkt ist aus dem Boden gerissen.

Nochmal zehn Meter weiter weg. Ein Grüppchen Bäumchen, Baumgurt großzügig um alle gelegt, Räder schaufeln lassen, vorsichtig und dosiert Windenseilzug - es reicht. Grade so. Draußen.
Seil einwickeln, alle Mann an Bord, weiter.

Circa dreihundert Meter weiter eröffnet sich ein breites Feld. Ein langes Schlammloch, einige Autos kämpfen schon. Sieht nicht tief aus, für einen LKW vermutlich kein Problem, aber mit PKWs schwierig. Portalachsen sind hier sicher von Vorteil.

Bild

Ganz links ist eine Böschung, vielleicht lässt sich dieses Hindernis dort passieren?
Raufgefahren - oh, daneben geht es gleich wieder runter in eine Art Weiher. Ein schmaler Grat bildet unseren Weg.

Bild

Es scheint zu gehen, nach ein paar Meter knallt irgendwas metallisch. Eisenträger sind dort zur Böschungsstabilisierung. Das wird so nix. Rückwärts runter vom Grat und durchs Loch.

Alle Sperren rein, erster Gang, Vollgas.
Der Wagen kommt auf Schwung und wir boggern uns durch, im Drehzahlbegrenzer an einigen hängenden Konkurrenten vorbei.
Das geht auch in den Spurrliien der Panzer gut, das rechte Räderpaar in der rechten Spurrille, das linke auf der Spurmitte. Leichte Schräglage, aber es zieht gut durch.

Bild

Bild

Bis die rechte Spurrille tiefer auszusehen beginnt und das Auto auf die linke Spurrille verlagert werden soll. Wir sitzen auf. Nichts geht mehr. Winde muss ran.
Aber Bäume? Die nächsten Bäume sind auf zwei Uhr. Und 30m weg.

Geht, aber geht nicht gut. Bis Martin durch den tiefen Morast durch und die Böschung hinauf ist, ist viel Zeit und Energie vertan. Vom Fahrersitz aus ist der Beifahrer kaum zu sehen, die Koordination ist vor allem dank des dichten Unterholzes am Waldesrand keine Einfache.

Dennoch. Raus aus dem Graben, weiter - nicht weit und wir stecken wieder in dieser riesigen Sumpfebene. Viel Gewürge und Gewurschtel mit der Winde später haben wir dieses Hindernis überwunden. Schnell waren wir nicht. Die Konkurrenz arbeitet sich aber auch teilweise noch durch. Haben nur zum Teil bessere Spuren gefunden, in diesem von vielen Panzern zerwühlten Ödland.

Hinaus, wieder auf fahrbaren Wegen. Jedoch mit vielen Wellen und Senken, Geschwindigkeiten über 50 sind nicht zu machen.
Alsbald erneut eine Kehre, auf Bekanntes - durch diese hohle Gasse kamen wir doch eben?

Erneut queren wir die Teerstraße mit den Zuschauern. Diese weisen wir dezent darauf hin, dass es nur einige hundert Meter ein spektakuläres Schlammspektakel gebe, dass diese gerade verpassten.

Nun aber geht es nach links, auf die Hauptspur, bald ein Stück geschwindigkeitsbeschränkte Teerstraße und kurz darauf wieder ab, in den Wald.
Etwas Gehoppel, dann ein eingezeichnetes Wasserloch.

Dieses erweist sich als schlammerfüllt und tief. Für Motorräder, Quads und Side-by-Side-Fahrzeuge gibt es eine gesteckte Umleitung - allein dies ist schon Indiz für einen erhöhten Schwierigkeitsgrad.

Martin steigt aus und erkundet eine brauchbare Spur, empfiehlt eine Spurwahl eher rechts, dort sei es nicht so tief.

Also rein in die Suppe. Ein schrägliegender Baumstamm am Anfang des Lochs agiert als Gleitkufe und verhindert die freie Wahl, erfordert einige Rangiermanöver, um halbwegs auf Spur zu kommen. Ganz rechts rüber reichts nicht, egal, durch.

Auf halbem Wege steckt der Suzuki. Dei Schlammbrühe steht etwa bis zur Lenkradnabe.

Bild

Seil raus, ran an den Baum, Auto rausziehen, Seil wieder aufwickeln, Beifahrer einladen.

https://www.youtube.com/watch?v=XfTLjLihuq4

Dreißig Meter fahren, nächstes Schlammloch, nächster Windeneinsatz, das gleiche nochmal, wenn auch nicht so tief.

Hias: "Oida, wir hom zwoa Probleme:
Erschtns geht de hintere Sperrn nimma - es klackt und zischt nimmer am Ventil, wann i es eischoit und as Manometa zuckt aa neda
Zwoatns: De gschissne Liachtmaschin lod amoi wiada ned."

Martin: "Auch mich dünkte, eine Fehlfunktion der Differentialsperre von außen zu beobachten. Gut, dass es ein Problem der Ansteuerung scheint und wir keinen Schaden im Differential zu haben scheinen.
Die Lichtmaschine sehen wir uns an, sobald wir aus dieser Reihe von Löchern wieder hinaus sind."

So dann auch die gefahrene Strategie. Die Löcher wurden immer kleiner, wir benötigten nur mehr gelegentlich die Seilwinde, und nach einem knappen Kilometer war die Strecke wieder klar als Weg erkennbar.
Rechts ran, Haube auf.
Erster Versuch, Lichtmaschine mit einem Schuss Wasser von außen spülen. Erfolg gleich null.
Also Motor aus, Laderegler ausgebaut.
Eindeutig, Kohlen verklemmt durch Dreck.
Weder Öl noch vorsichtiges Fummeln lassen die Kohlen wieder herausspringen.
Für solche Fälle ist ein Reserveladeregler dabei. Zwei Schrauben und drin ist das Ding, der Alte wird für alle Fälle ins Handschuhfach geworfen.

Sperre - Schalter raus und den Beleuchtungsanschluss als Dauerplus missbraucht - kein Erfolg. Kein Interesse, länger zu suchen, zumal wir schon von den ersten Unimogs überholt werden. Haube zu, weiter.

Nicht lange kommen wir einigermaßen fahrbar voran, da wird der Untergrund schon wieder schwerer. Eine extrem wellige Panzerpiste, lehmiger Boden, jedes Wellental mit Schlamm gefüllt, eine Slamlomfahrt im besseren Schrittempo um den schlimmsten Löchern auszuweichen.
Ganz rechts rüber sieht es gut fahrbar aus, aber wir sind links. Durch die nächste Kuhle mal wieder winchen, auf festen Grund, mit einem halben Meter vor und hinter dem Auto um 90 Grad nach rechts wenden und dann mit Schwung die Piste queren.

Bild

Klappt. Hintenrum, aufpassen dass wir nicht kippen, im ersten Gang die Böschung raufquälen, Leistung scheint zu fehlen. Motor doch langsam am sterben?
Öldruck ist noch da, aber das muss nichts heißen.
Fünfzig Meter weiter, immer noch auf der zähen Piste stuckert der Motor, geht auch bei getretener Kupplung und Vollgas fast aus.

Hias: "Des wars etzad."

Drehzahl kommt wieder. Doch nur verschluckt oder Dreck?
Kupplung kommen lassen - Drehzahl bricht massiv ein - keine Leistung?
Zweimal das Spielchen und plötzlich zieht die Maschine wieder im normalen Bereich. Blaue Wolken kommen aus dem Auspuff, Öldruck ist immer noch da. Fresser? Klemmer? Das letzte Teilstück wurde mit ordentlich Drehzahl bewältigt. Egal. Maschine läuft. Weiter.

Um die nächste Kurve - und es ist wieder ein überflutetes Stück Panzerpiste. Im Roadbook ist das übrigens als ganz normale Strecke eingezeichnet.

Bild

Am Rand entlang, einmal geschickt traversiert kommen wir durch ohne die Winde zu brauchen. Weiter. Es wird nur minimal trockener, das Wasser geht in schweren Lehm über, der richtig glitschig ist und überall klebt. Auch auf der Scheibe. Wischwassertank ist leer. Die verminderte Orientierung führt zu Navigatonsproblemen.
Wir kommen auf einem großen Sandplatz heraus.

Martin: "Oh. Irgendwie passt das nicht zum Roadbook. Wende bitte."

Hias: "auf de gschissne Pistn wuist wieda? wanns unbedingt sei muass..."

Wenden, halber Kilometer auf der Lehmpiste zurück, eindeutiges Roadbookbild und nochmal wenden.
Bis zur nächsten Kreuzung.

Martin: "Äh, hier sollte eine Kreuzung kommen..."

Hias: "Do is doch oane! Sigstas ned?!"

Diese offenbaren Sichtprobleme lassen uns einen weiteren Halt am Streckenrand einlegen, Scheibenwaschwasser nachfüllen. 5 Liter Wasser sind für solche Zwecke an Bord.
Weiter.
Doch wieder auf den großen Sandplatz.
Ein paar Pressefahrzeuge sind zu sehen.

Das Roadbook schickt uns in eine betonierte Wasserdurchfahrt für Panzer.
20m breit, 100m lang, vier Meter Rampe nach unten, unten durchs Wasser und drüben wieder raus.
Diese Rinne ist den Anschein nach schon länger nicht gepflegt worden, reichtlich Schilf, Wasserpflanzen und änhliches Grünzeug versprechen einen glitschigen Untergrund. Auf der Gegenseite gibt es auch kaum einen anständigen Punkt zum Anhängen des Windenseils.
Egal. Rein da. Erster Gang, Vorderachssperre, mit Würgen und Bangen zuckelt der Suzuki durch, der Fahrwiderstand ist hoch, das Wasser mehr als knietief. Knietief bezieht sich selbstverständlich auf die Knie des Fahrers im Auto.
Durch, Gegenhang hoch, raus aus dieser überdimensionierten Betonbadewanne.

Hias: "Des ist jetzt knapp gwen. Ganz zach knapp vorm steckableim. Und de gschissne Lichtmaschin lod scho wieder ned."

Martin: "Dann entspann dich mal lieber nicht, es kommt laut Roadbook gleich nochmal das selbe. Die Lichtmaschine sehen wir uns danach an."

Nach der Wanne neunzig Grad nach links und gleich nochmal neuzig Grad nach links, wieder runter in eine baugleiche Wanne.
Nur ist diese deutlich bewachsener, auf dem Grund ist etwas Sumof zu erkennen, kleinere Bäumchen stehen dort auch, eine enorm marode Holzbrücke ist längs im der Mitte und teilt die Wanne in zwei parallele Fahrspuren. Rechts wurschtelt sich ein LKW durch, hängt mit seiner Seilwinde am LKW der Bergung und zieht sich durch. Links ist frei und diese Spur nehmen wir also dann auch.

Rein, der Versuch, auf der durch Grasbewuchs etwas festeren Spur zu bleiben, misslingt, abgeruscht und steckengeblieben.

Bild

Winden. Raus mit dem Beifahrer, der steigt mit dem Seil aus der Grube. Der LKW auf der linken Spur ist mittlerweile raus. Eigentlich steht ein Baum zur Bergung aus dem Sumpf im günstigen Winkel, allerdings so knapp oberhalb am Rand der Betonwanne, dass wir uns nicht komplett rausziehen könnten, sondern umhängen müssten. Und die Bergung signalisiert uns, dass wir bei ihnen anhängen können.
Gut angehängt, ziehen jetzt aber eher nach rechts, der Krafvektor durchs Seil deutet auf ein Grüppchen junger Bäume.

Bild

Im Winchmanöver versucht entgegenzuwirken, das Auto zieht sich aber hin, keine Chance, dort vorbeizukommen. Na gut, dann gehts halt durch die zentimeterstarken Bäumchen durch.
Der erhöhte Widerstand lässt dies aber nicht zu. Stattdessen reißt das Seil. Genau an der Stelle, an der es an der Kante der Betonwanne auflag. Eh klar. Wo auch sonst.
Hilft nichts. Dann spleißen wir eben schnell und schlampig wieder ein Auge an und gehen eben doch auf den zuerst anvisierten Baum.

Bild

Angehängt, rausgezogen. Den Hang der Betonwanne überwindet der Suzuki auch fahrend.
Stempel geholt, weiter.

Lichtmaschine braucht immer noch Zuneigung. Na gut. An einem freien Platz rechts ran, angehalten, Motor aus.

Hias: "Zefix. Bin voi im Oarsch. Laaft a no Scheisse" (steigt aus dem Auto aus und fällt hin)

Vom Erschöpfungsgrad der Tiefpunkt der Rallye.
Alles feucht und schlammdurchwirkt, eine sehr anstrengende Etappe noch dazu.

Kohlenhalter raus aus der Lichtmaschine - alles klar, wieder verkeilt. Martin versucht ihn wieder gängig zu machen, Matthias versucht sich an dem Ausgebauten im Handschuhfach - mit Klopfen, Fummeln und Nackeln lockern sich die Kohlen tatsächlich wieder, Federwirkung ist auch vorhanden, reingebaut. Motor angeworfen, Lichtmaschine lädt. Alles klar - nein. Der Keilriemen läuft verdreht. In der Riemenscheibe der Lichmaschine richtig herum, auf der Kurbelwellenscheibe verdreht. Das geht nicht lange gut, wie wir mittlerweile wissen.
Riemen entspannt, gedreht, wieder gespannt.
Werkzeug zusammengeräumt, Schluck getrunken, weiter.

Ãœber hoppelige, lehmige, wellige Panzerpisten geht es weiter, teils auf schon bekannten Streckenteilen, teils durch neue Ecken.
Selten, dass wir mehr als zwei Kilometer am Stück fahren, ohne die Winde zu brauchen.

Ein Teilstück übler Panzerpiste ist erneut dran. Teils kennen wir die schwierigen Punkte und wissen, wie im Zweifelsfall zu fahren ist - andererseits sind jetzt auch einige LKW durch und haben das ganze Feld etwas umgepflügt, die Spurrillen unterm Wasser liegen jetzt anders, die Ausfahrtsböschungen sind zerwühlt...

Kreuz und quer winchen wir uns durch. Nicht überall liegen Ankerpunkte in Reichweite und in brauchbarer Richtung, so kommen einige Meter mehr zusammen.

Wieder weg, Stück Teerstraße, wieder in den Wald, kleiner Kompasskurs, und wieder Schlamm, Wasser, Schlamm.

Selbst die Sandpisten sind durch den Regen recht aufgeweicht, verlangen entsprechend Motorleistung und sorgen für nur zähes Vorankommen.

Lichtmaschine lädt mal wieder nicht. Garnicht. Nun brennt auch die Ladekontrolle. Riemenschaden.

Haube auf - alles klar. Nur noch Fetzen. Glücklicherweise hängt der Reserveriemen noch an Ort und Stelle. Losgezwickt - und man kommt nicht richtig hin. Kühlergrill im Weg.
Das eh schon marode und angerissene Kunststoffteil setzt Martins Faust aber wenig entgegen. Eine häßliche Schnittwunde am Handrücken gibt es aber trotzdem noch. Mist. Riemen drauf.
Der Anlasser orgelt schon sehr schwer. Viel Saft wäre nicht mehr in der Batterie gewesen...

Wohl nur für die Kleinen der Extremklasse geht es dann in einen Waldweg, der bald zur Spur wird, einen schilfbewachsenen Bach hindurch, voll mit Entengrütze an der Durchfahrtsstelle.
Viele kamen hier heute noch nicht durch.
Rein, steckengeblieben.
Tief ist das. Seil raus, Bäume sind genug da, Auto rausgezogen.
Erneut alles nass bis mindestens Bauchnabel. Wenigstens ist es nur kalt, nicht arschkalt, und die Heizung funktioniert recht gut. Hier lernt man die einfachen Dinge zu schätzen.
Wärme, Ruhe, ein Bier, etwas zu Essen - alles Essentielle, was man so als selbstverständlich abtut.

Martin: "Hias, Schwafel nicht soviel geistig Abgehobenes, konzentrier dich aufs Fahren! Eine Stunde haben wir noch, dann reißen wir die Maximalfahrzeit. Sind noch 20 km. Ist zu schaffen."

Hias: "Kannt was wern. Nur hod de Lichtmaschin des Wossa scheinbar ned vertrogn. de Koihn hängan scho wieda. Scheiß drauf, foahr ma etzad hoid auf battrie. a bissal lodts ja noch, zwengs am restmagnetismus"

Weiter gehts. CP mitten im Wald. Stempel, rechts ab.
Lichtmaschine lädt von alleine wieder. Hurra. Eine Sorge weniger.

Dafür ist inzwischen der Öldruck gesunken. Noch da, aber im Mittel ein halbes Bar weniger als bei gesundem Motor. Fortgeschrittener Verschleiß.

Bild

Panzerpiste, Spurrillen. Verschätzt, gesprungen, eingeschlagen.
Nach einer Weile fährt es sich sehr unbequem und unrund, es ist noch mehr Leistung als sonst fürs Vorankommen erforderlich.

Es hat den Reifen hinten rechts von der Felge gezogen. Na Bravo. Auch das noch.
Reserverad drauf. Leider nicht so einfach. Der HiLift ist voller Dreck und Schlamm, die Mechanik macht nicht richtig mit, der Einsatz als Wagenheber versagt.

Aber wir stehen günstig unter einem großen Baum mit dickem, ausragenden Ast. Und wir haben zwei große Ratschengurte dabei. Auto hochratschen zum Reifenwechsel. Warum nicht?

Gurt über den Ast geworfen, und hoch mit der Karre. Die zunächst gut wirkende Idee ist dann leider doch etwas problematisch. Der Federweg am Rad verlangt nach sehr viel Hub mit den Gurten, und zudem ist am defekten Rad auch das zugehörige Achsfangband durchgefetzt - noch mehr Ausfederweg, der überwunden werden muss.

Mit viel Gewürge und Gezerre bekommen wir das Auto doch hoch. Highlift saubermachen und die Bolzen mit der Zange ziehen wäre sicher einfacher gewesen...
Reifen gewechselt, alten aufgeladen, Scheibenwaschwasser noch mal nachgefüllt, weiter.

Wieder ab von der Hauptpiste. Schlammloch im Roadbook. Runter in den Wald, in einen Graben, unten ein sehr schlammiger Bach. Da geht es durch, drüben die Böschung wieder hinauf.
Links wühlen zwei andere Teilnehmer, eine Spur ist noch frei. Tief, sumpfig, aber machbar.

Martin hüpft mit dem Seil durch, drüben angehängt, rein und durchgezogen. Erhebliche Schräglage. Der Schlamm, Konsistenz etwa wie Aprikosenmarmelade, läuft durchs Beifahrerfenster ins Auto.

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Durch die Schräglage sinkt der Öldruck auch beträchtlich gegen Null, normalisiert sich bald auch wieder. Böschung noch raufgezogen, Stempel, weiter.

Nicht mehr weit. 6km. Nicht mehr viel Zeit. 15min bis die Maximalfahrzeit rum ist.

Martin: "Die Kilometrierung dieses Bildes passt nicht. Fahr weiter, wir sehens ja an der nächsten Abzweigung."

Hias: "de kreizung etzad, basst de?"

Martin: "Ich habe keine Ahnung. Hier passt überhaupt nichts zusammen. Bitte fahr noch einmal zurück."

Ein relativ eindeutiges Roadbookbildchen ist auch in der Umgebung wiederzuerkennen. Jedoch passt die Kilometrierung vom vorhergehenden Bild aus nicht, und das nachfolgende Bild ist völlig unpassend. Mist. Zurück zur eindeutigen Kreuzung. Vielleicht sind wir aus der falschen Richtung gekommen?
Jedoch passt keine der Richtungen an der zuordbaren Kreuzung - nach den fraglichen Metern bis zur Nächsten ist schon sehr viel Phantasie gefragt, um den nächsten Abzweig zu bestimmen.
Die wahrscheinlichste Variante endet in einer Sackgasse an einem Seeufer.

Wir irren umher, die Zeit läuft uns davon.
Der Öldruck sinkt, der Motor klackert inzwischen ein wenig. Anhalten kostet Zeit. Und noch haben wir ein halbes Bar im Standgas...

GPS, Ziel direkt anfahren? Leider haben wir keinen GPS-Punkt am Start gesetzt, angenommen, dieser wäre an der gleichen Stelle wie das Ziel - und dafür spricht schon heute morgen die Anwesenheit des aufgeblasenen Zieldurchfahrtsbogens.

Okay. Nochmal von vorne. Drei Bilder zurück im Roadbook. Wieder sauber alles passend, letzte Anweisung HPF.
Das fragliche Bild. Piste beschreibt eine leichte Rechtskuve, wir haben dieser zu folgen, im Scheitelpunkt der Kurve quert ein Weg, der von rechts als Allee ausgeführt ist. Gibt hier nicht viele Alleen. Also muss dieses Bild ja passen. Nur kommt es schon bei dreihundert Metern auf dem Tripmaster, nicht bei achthundert.
Anschließend, 70m weiter, eine Sechsfachkreuzung mit einem Buckel, oder Hügel in der Mitte. Diese fehlt. Vielleicht passt dort die Kilometrierung auch nicht? Wir suchen die Umbegung ab, ob irgendwo diese Sechsfachkreuzung sein könnte. Eine Möglichkeit ist nahe, aber nach links von der Piste weg, falscher Abstand, der fragliche Abzweig geht zur Seesackgasse. Wir probieren die anderen Abzweige.

Martin: "ist nicht mittlerweile die Maximalfahrzeit überschritten?"

Hias: "Konn sei. Wurscht. de Strafzeit is weniger ois wia ned durchs Ziel gfoahn. mia suchan etzad no a weni."

Martin: "Ich weiß leider nur nicht, wo wir noch suchen sollten."

Hias: "dann foahr ma no a stückal HPF."

Und tatsächlich, die nächste Kreuzung nach vielen Metern könnte auch die Sechsfachkreuzung sein.

Wir versuchen es.
Nächste Kreuzung sieht gut aus, übernächste auch. Scheint zu passen. Motor scheppert immer mehr. In Linkskurven ist kein Öldruck mehr da. Egal, das ziehen wir durch.Der Blick ist nur noch aufs Ankommen gerichtet. 2km vor Schluss schließen wir auf einen dreiachsigen Kat auf. Dem folgen wir. Macht die verbleibende Navigation einfacher - und ein Überholmanöver würde den angeschlagenen Motor arg stressen, so tuckern wir hoffentlich noch bis zum Schluss durch, im Windschatten.

Zieldurchfahrt. Unspekakulär. Kaum was los. Torbogen, zwei Presseleute, Orga. Aber geschafft! Hurra.

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Rechts ran, Motor aus.
Raus aus der Karre - im Fußraum stehen immer noch 10cm Schlamm.

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Mann, war das eine harte Etappe. In dieser Konzentration und Intensität haben wir das in sieben Jahren Breslau noch nicht erlebt. Wir hatten schon echt anstrengende Etappen hinter uns, dort war die Schwierigkeit aber auch in Länge und Erschöpfung begründet, in schwerwiegenden technischen Problemen mit größeren Reparaturaktionen am Streckenrand.
Hier war es einfach nur sieben Stunden lang volles Programm. Kaum zwei Kilometer am Stück fahrbahr, ohne ständig eine neue Herausforderung überwinden zu müssen. Die Schlammlöcher und Engstellen, die auf den CC-Etappen der letzten Tage gefehlt hatten, kamen jetzt in voller Konzentration an einem Tag, in einer Etappe, mit der vollen Kelle eingeschenkt.

Ein paar Teilnehmer aus der Mopedklasse sind da und freuen sich mit uns über die überstandene Breslau.
In unserer Notfallbox finden sich noch zwei halbe Bier zum Anstoßen. Hurra.

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Leider drückt die Tatsache, dass wir die Maximalfahrzeit für die heutige Etappe um rund eine halbe Stunde überschritten haben etwas auf die Stimmung. Bier leer, Öl nachgekippt, noch 30km bis ins Camp.

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Mit nachgefülltem Öl klingt der Motor auch wieder etwas weniger ungesund - blaue Fahnen ziehen wir aber trotzdem, der Druck hat zudem ein Niveau weit unterhalb des Serienzustands erreicht. Egal.

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Im Camp waschen, aufladen, duschen. Die schwere Etappe, die Tatsache, dass wir gefühlt echt nicht gut waren, die Maximalzeit gerissen haben, zehren an der Stimmung und an der Energie.

Warten auf die Siegerehrung. Ein Gerücht macht die Runde, für die Extremklasse habe man die Maximalzeit verlängert, weil sonst nur zwei Autos überhaupt ins Ziel gekommen wären. Klingt gut.

Wir treffen Flashi - O-Ton: "Stellt schonmal den zweitbesten Sekt kalt, ihr werdet was zu feiern haben." - das hebt die Stimmung.

Die Ergebnisse der heutigen Etappe hängen schon während des Abendessens aus - viele sind ausgefallen, einige haben schwere Passagen umfahren, nur vier Autos in der Extremklasse scheinen heute alles gefahren zu sein. Auch wir. Der Gesamtwertungszweite hat auch abgebrochen...

Niels verkündet uns dann auch offiziell den zweiten Platz. Hurra!
Leider sind die Pokale nicht dicht, das eingefüllte Bier läuft unten wieder raus...

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Danke an alle, die dabei waren und uns das ermöglicht haben.
Anja, Gerhard, Peter als unsere 1A Servicecrew! Oida!
Christian, Clemens, Franzi, Daniel, Jan, Konstantin, Nico, Ralf, Arno fürs coole Team!
Gary fürs Hagen sein!
André und Dani für die Klasse Bergung!
Niels, Sasja, Bas, Reinoud für very special photos! Awesome!
Flashi, Maddin, Rene und die gesamte Zeitwertungscrew – geile Sache, lief super!
Der gesamten Orga dafür, dass sie so ein Rennen ermöglichen!
Alex für die Organisation dieser Rallye! Man ahnt als Teilnehmer nur von den Schwierigkeiten, die sich bei so etwas entgegen stellen, kann anhand einiger Vorgänge nur vermuten – und gerade deswegen meinen Respekt für die Mühen. Eine so sauber und glatt organisierte Breslau mit klarem Ablauf habe ich noch nicht erleben dürfen.



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Zuletzt geändert von ohu am Mi, 19 Okt 2016, 9:21, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Winde eingebaut.

Beitragvon Rocketmän » Mi, 19 Okt 2016, 1:21

Wieder verdammt gerne gelesen =D>
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