von ohu » Do, 18 Jul 2013, 9:49
Sonntag, 30.6.2013, morgens
Früh gehts los, man wird für eine Show-Runde über den Lausitzring gescheucht. Da nur eine Stunde Zeitfenster dafür frei ist, gehts entsprechend hektisch zu. Nett, mit dem Geländeauto mal ein paar enge Kurven zu durchfahren, das Heck schiebt ganz ordentlich zur Seite. Überholen dürfen wir aber nicht. Jede Menge Presse ist da, was an einem Rallyeauto auf Asphalt allerdings spektakulär ist, frag ich mich schon. Dank uneindeutigem Gewinke fahren wir sogar zwei Runden, dann raus - und warten. 14 km Wertungsetappe, teilweise auf der Prologstrecke, stehen uns als nächstes bevor. Einige lustige Gesprächsrunden mit anderen Teilnehmern später dürfen wir auch in den Wald starten. Einige fiese Buckel, knallige Bodenwellen, Steilauffahrten machen es zur lustigen Tour, final gehts nochmal eine Runde in rückwärts über den Prolog und wir stehen wieder im Camp.
Abreise nach Polen.
Markus Weiss ist so freundlich, unseren Autohänger mit Suzuki drauf an seinen Iveco zu hängen, so müssen wir die ~400km nicht mit dem Suzuki und dem viel zu lauten Auspuff hinter uns bringen, sondern können im leisen Serviceauto mitfahren.
Sonntag, 30.6.2013, abends
Ankunft in Drawsko Pomorskie, an der Laderampe / MT-Prolog-Start ist das Camp, mitten in der Pampa. Camp aufbauen, zusammen mit Richard, Mike, Juri, Markus und Markus haben wir vier (Klaus, Anja und die Langhaarigen) einen Doppelgroßpavillion für zwei Fahrzeuge. Der Suzuki kommt mit schleichendem Platten auf dem Hänger an. Kein Problem, wir haben ja Reserveräder. Vor der Nachtetappe solls für uns nochmal leckere Pasta von Klaus geben. Wird grade so fertig - auf dem Pappteller ins Auto gegeben und wir haben am Vorstart was zu beißen. Und los Richtung Start - da fällt mir die flackernde Bremsflüssigkeitswarnleuchte ins Auge. Zefix. Schnell Haube auf, Kanister ausm Camp holen und Dot vier nachgekippt. Sollte für die folgenden 65km reichen.
Dann Start - wir stehen direkt neben Stefan Henken. Es geht los, erstmal 4-5km Richtung TrÜbPl, über wellige, schlammige und nasse Piste. Hier schenke ich Stefan nichts, wir fahren Tür an Tür, dann zieht er wieder vor, dann ich wieder, macht richtig Spaß - nur nach den ersten 2km lass ich ihn vor, das gebotene Tempo kann ich halten, aber so wirklich sicher fühl ich mich dabei nicht. Schlamm, Wasser spritzen hoch, versauen die Scheibe und lassen sie beschlagen, die Heizung auf Vollgas bekommt das nur allmählich wieder weg, die Scheinwerfer sind nicht 100% eingestellt und lassen mich bei 60 Sachen den Riegel vorschieben. Schöne, schnelle Strecke. Navigation ist noch nicht dramatisch, viel Wasser und Schlamm.
Die erste von heute drei Wasserdurchfahrten. Tagsüber nicht dramatisch. Jetzt ist aber die Sicht eingeschränkt, von der Motorhaube aufsteigender Dampf lässt mich gegen eine Wand gucken, die Scheibe beschlagen, und vor allem steht gegenüber ein Spezialist mit seinem HighpowerLED-Video-Flutlicht, der mich dermaßen blendet, dass ich garnix sehe. Auch auf Zurufe und intensiveres Fluchen keine Reaktion. Rein ins Wasser, schlechte Spur, Karre hängt. Winde raus - und der Bertl mit seinem Flutlicht stellt sich genau neben Martin, dass ich garnix sehe. ARRGGH! Wie soll man so eine Windenaktion koordinieren. Irgendwie klappts mit den Handzeichen dann doch, raus mit dem Auto, CP, weiter.
Ein wenig genervt hab ich jetzt den richtigen Testosteronspiegel um mal richtig Gas zu geben. HARR! Jetzt werden Kilometer gemacht.
Die Navigation wird ein wenig fummelig und bremst mich wieder ein, und alsbald die zweite Wasserdurchfahrt. Falsche Spur erwischt, Karre hängt. Winde raus, Seil an Baum, Auto raus, CP, weiter gehts.
Wir überholen grad zwei andere Teilnehmer, mit Elan gehts über die Piste - da geht die Motorleistung weg. Rapide. Standgas sägt, Gasgeben ist unmöglich. NEIN! Ausmachen, anmachen, gleiches Fehlerbild. MIST.
Fehlersuche. Haube auf. Kommt Sprit? Schlauch ab, Pumpe an - eher ein müdes Kleckern denn ein voller Strahl, wies sein sollte. Aha. Pumpe oder Filter dicht. Das Aus- und Wiedereinbauen ist eine mehrstündige Aktion, und das mitten auf der Strecke? Mist. Hm. Alternative: Im Standgas, 1.Gang und Untersetzer die letzten 15 km zuckeln und im Camp ordentlich reparieren? Wir probieren es. Haube zu, Motor an - und jetzt läuft er wieder problemlos. Häh?
Vielleicht nur ein Krümel, der jetzt nicht mehr blockiert. Gut, lass uns die Etappe fertigfahren. Das klappt auch. Eine Wasserdurchfahrt, dieses mal ohne Winde, nur hab ich die Heizung angelassen. Die schluckt Wasser, die Sicherung fliegt, die Reststrecke muss die Scheibe von Hand sauber werden. Das Licht geht immer schlechter, aber leuchten tut noch alles. Seltsam. Und Ziel. Jippie, überstanden - wenns auch besser laufen hätte können.
Als ich dann die Dachscheinwerfer von der Dreckkruste befreie, sehe ich auch wieder etwas, und wir können ins Camp fahren. Dort sollen noch die Tracker ausgelesen werden und die Bordkarte wird gesammelt. Soll. Wir stehen gefühlt eine Stunde im Stau vorm Zeitnahmezelt, pennen im Auto ein, stellen fest, dass das Motorsteuergerät sporadisch den Dienst versagt - nämlich dann, wenn man am Sicherungskasten rumfummelt. Billigmist!
Endlich Tracker auslesen, ins Camp, keine dramatischen Schäden, das Benzinsystem war vielleicht wirklich nur ein Krümel. Also ins Bett, morgen früh gehts mit knapp 200km Etappe weiter.