Winde eingebaut.

Ihr wollt uns an euren Umbauten o.ä. teilhaben lassen??
... dann hier rein damit!

Beitragvon SUZI 416 » Sa, 17 Aug 2013, 21:45

:thumbsup: :thumbsup: :thumbsup: :thumbsup: :thumbsup: :thumbsup:
Hier bist du richtig, bei am stork`n Motor von SUZUKI

,,Für einen 410/413 und Samurai, braucht man nie Sperren``
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SUZI 416
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Beitragvon ohu » Mi, 04 Sep 2013, 23:11

Dienstag, 2.7.2013

Das Benzinsystem hat uns auf der gestrigen Etappe auch noch Nerven gekostet, weil zeitweise nichts durchkam. Also muss was getan werden. Wollen wir die Pumpe ausbauen, bedeutet das, dass der Tank rausmuss, und selbst dann wissen wir nicht, wie wir das ganze ohne brauchbare Dichtmatte wieder halbwegs dichtbekommen sollen. Die Alternative lautet, an allen zugänglichen Stellen sauberzumachen, so gut wie es geht. Auch dazu müssen die Sitze und die Rückwand raus, dann lässt sich immerhin der Spritfilter freipusten. Ein schleichender Plattfuss wird getauscht, und weiterhin wird das beschissene Windenseil runtergeworfen. Von Gary könnten wir 60m neues Seil bekommen, da es sich aber um 8mm Seil handelt, nehmen wir unser Zweitseil her. Markus Weiss spleißt uns das geilste Seilauge, welches wir jemals hatten, und drauf damit.
Die unteren, auf Zug belasteten, vergeigten VTG-Gummis tausch ich gegen eine durchgehende Schraube mit alten Dämpfergummis zur Entkopplung, und die Lenkstange ist auch mal wieder verbogen.

Ochnööh. Immerhin hat Klaus gestern die alte verbogene ausrichten können. Bei demontierten Rädern fällt es dann auf: auch auf den vorderen Bremsen sind nur noch ca. 1-2mm Belag drauf. Krass, dieser Verschleiß! Sonst war das doch auch nicht so wild? Naja, für diesen Fall hab ich ja Reservebremsbeläge dabei. In der Bremsteilekiste. In einer Tüte. Die Kiste ist da. Aber wo ist die Tüte? Panik! Verdammt. Wohl in der Packhektik daheim liegengeblieben. Mist. Im Laufschritt Im Schweinsgalopp gehts zu den wenigen anderen Suzukiteams, aber kaum einer ist da. Stefan Henken hat selbst auch Toyotaachsen umgebaut, aber in einer Schraubenwühlkiste finden sich immerhin noch zwei Beläge mit vielleicht 3mm. Hurra, besser als nix. Also die schlechtesten Beläge raus, und so kann man zur Not starten. Kaum Belag, nur auf der Vorderachse, das sollte, wenn ich nur in Notfällen bremse, für die Etappe reichen.


Dank dieses kleinen Fauxpas sind wir schon wieder wahnsinnig spät dran und starten mal wieder kurz vor Startschließung in die Etappe.

Wie auch immer, los gehts, mit Karacho und dass es eine Freude ist. Eine Weile sind wir unterwegs, ohne irgendjemanden zu sehen - kein Wunder, der letzte ist eine Stunde vor uns gestartet. Und so fliegen wir dahin, durch Wald und Flur, auf den Spuren vieler anderer Teilnehmer. Das sorgt mitunter bei Martin für mächtig Verwirrung und folgendem denkwürdigen Dialog:

Martin:
"Das Auto hat einen viel zu hohen Wendekreis und du könntest dich auch mit dem Umdrehen mehr beeilen."

Hias:
"Wann du di amoi ausschlaffa daadst, daadst aa koan so an Stiefe zamnavigieren."

Martin:
"Ach, halt die Klappe!"


Sprachs, und 60s Später, nachdem der Wagen wieder auf wahnsinnige Geschwindigkeit beschleunigt hat, kommt:

"Jetzt rechts!RECHTS! DU SOLLST Hier RECHTS fahren!"

Dank Bremsvermeidendem Fahrstil bleibt da nur das gemütliche Ausrollen, die Frage:

"Wia denn, ohne Brems?"

und eine gemächliche 270°-Linkskurve.
Trotz dieses sicher sehr französisch anmutenden Fahrstils schaffen wir es tatsächlich, einen anderen "Rennwagen" einzuholen, und wenig später auch zu überholen. Faszinierend, später folgen sogar noch mehr. Während einer dieser wilden Hetzjagden auf einer Sandpiste stellt sich aber das Gefühl fehlender Motorleistung ein.

Hias:

"Normal samma doch schnoia wia sibzge, oder?"

Martin:

"Möglicherweise ist aus einem Pneu die Luft entwichen. Ich sah gerade aus dem Fenster, um die wilde Romantik der Landschaft zu genießen und erblickte dabei eine ungewöhnliche Auswölbung der Karkasse am hinteren rechten Antriebsrad."

Tatsache. Platt. Auf einem gemütlichen Wiesenplätzchen ausrollen, Wagen mit der Parodie eines Wagenhebers heben, Rad tauschen, Altrad einpacken, den Schrott namens Highlift durch Ausschaufeln eines Loches unter selbigem zum Ablassen des Autos überreden, Schokoriegel futtern, weiter gehts.

Wenig später haben wir mal wieder diejenigen eingeholt, die uns beim Reifenwechsel überholt haben, wir sind wieder im Rennen und weiter gehts. Wasserlöcher, ein bisserl Sumpf, Kompasskurse, Drehzahlbegrenzer und Schmierseife, sandige Vollgaspisten und bremsvermeidungsbedingte Ausflüge in die Botanik - es ist mal wieder alles dabei. Soll ja auch Spaß machen, so eine Rallye, sagt man.

Stunden später. Die erste Hälfte des heutigen Roadbooks haben wir zwar schon vor einer Weile hinter uns gelassen, dank über 200km Etappenlänge sind wir aber auch sicher noch eine ganze Weile unterwegs. Wenn wir denn unterwegs wären, denn der Reifen hinten rechts ist irgendwie schon wieder platt. Das Reserverad haben wir aber schon verbaut. Mist. Und den 12V-Kompressor haben wir auch im Camp vergessen. Mit Plattfuß weiterfahren? Dafür sind es doch noch ganzschön viele Kilometer...
Aber da gabs doch noch was mit Bremsenreiniger und Aufsprengen, das dürfte bei einem schleichenden Platten doch wenigstens eine Weile halten. Bremsenreiniger ist im Bordgepäck, Feuerzeug nicht. Mit langen Kabeln an der Batterie entsteht aber auch ein Funke, der den Reiniger entzünden kann. Kurz geübt, aber bei montiertem Reifen will das mit dem Aufsprengen nicht so recht klappen. Mist. Abschrauben, probieren. Es kokelt nur, aber der entscheidende Wupp will nicht kommen.

Abbrechen?

Kommt nicht in Frage.

Sind ja ein paar Autos hinter uns, vielleicht ist einer von denen so nett und kann uns mit Druckluft aushelfen?

Und tatsächlich, es dauert nicht lange, da kommt Remmer mit seinem Kat angeblubbert - wir winken und bitten um Hilfe.

Reifen eins: Plopp, drauf, aber es pfeift hörbar raus.

Reifen zwei: Will nicht, will nicht, geht nicht. Ja, was ist das denn für ein Mist? Irgendwann, mit viel Drücken und Luft ist der Reifen doch drauf, dank ordentlich Dreck zwischen Reifen und Felge aber auch nicht dicht. Verdammt unkoordinierte Sache, vorher hätten wir den Reifen nur saubermachen müssen - jetzt bekommen wir ihn so leicht nicht mehr runtergedrückt.

Hm. Hm. Da kommt ein anderes Suzukiteam des Wegs. Ich denk mir: "Fragen schad ned" und tatsächlich meinen die beiden: "klar, kannst unser Reserverad haben, is sogar noch jungfräulich." Schwubs, werfen sie es uns hin und sind wieder weiter. Wahnsinn. Ich weiß nicht, ob ich unser Reserverad so ohne weiteres einfach hergeliehen hätte.

Auf jeden Fall beglückwünschen Martin und ich uns zur Tatsache des Masselbrudertums, montieren das Rad, und weiter gehts. Hurra!

Mit dem neuen Reifen fährt es sich wieder recht angenehm. Und flott, bald haben wir Remmer und Suzuki an einem bekannten Wasserloch auf einer Wiese wieder eingeholt. Die beiden haben es sich schon im Wasser gemütlich gemacht, das Windenseil des Kats ist zum Bergepunkt ausgelegt, der Suzuki hängt dahinter, wollte sich eigentlich durchziehen lassen. Rechts neben Remmer ist eine Spur frei, Rein, Windenseil an Bergepunkt, durchgezogen, juhu!

Den hilfbereiten Reifenspendern können wir leider wenig Hilfe leisten, also weiter. Beim Rausfahren fahr ich fast noch in den BergepunktLKW, und stelle zugleich fest, dass die Bremse jetzt völlig tot ist. Merde!

Egal, fahren können wir ja noch, weiter gehts.

Von der Sandpiste in den Wald, einen Steilhang runter zu einem See und dann schräg am Hang entlang. Ziemlich schmierig, die Sache. Da steht ein achträdriger MarderKat im Weg, schon zur Hälfte seitlich abgerutscht, weiterfahren bedeutet zwangsläufig den Abgang. Hugo hofft auf Hilfe durch andere LKW. Wir können uns dran vorbeiquetschen. Aber eigentlich könnten wir auch versuchen, den vierachsigen Kat rauszuziehen. Mit einem Suzuki Samurai.

Für dieses Manöver parkieren wir den Samurai vor eine mächtige Buche, hangaufwärts vor dem Havaristen, hängen ihn mittels Baumgurten dort an, spulen das Windenseil aus und installieren die Umlenkrolle an der KAT-Stoßstange. So kommen wir auf 8t Zug, das hindert Hugo am Abrutschen und durch koordiniertes Einspulen und Fahren kommt der große Wagen wieder auf den Weg.

Hurra! Wie kleine Kinder freuen wir uns. Beim Abkuppeln roll ich natürlich noch gegen des Kat mächtige Stoßstange und verbiege die Haube ein wenig, ohne Bremse ist Anhalten bekanntlich schwierig. Wir wünschen Hugo noch eine gute Weiterfahrt und geben wieder Gas. Vorsichtig. Schließlich haben wir jetzt ja keine Bremse mehr.

Weiter, weiter. Die Sonne steht schon verdächtig niedrig, und das Roadbook hat noch viele Seiten.

Kompasskurs. Dort oben, auf dem Hügel, da müssen wir wohl hin. Rauf. Hm. Suchen. Ah. Okay, hier wieder runter. Steil, 1. Gang, Untersetzer. Mit Motorbremse geht das ganz gut. Plötzlich nicht mehr. Es rollt. SCHEISSE! Gang ist drin. Verdammt, das VTG ist auf N gesprungen! Unsynchronisiert, den Hebel bekomm ich nicht wieder eingelegt! Jetzt gehts ab! Panik kommt auf. Unten ein Querweg. Dahinter eine Reihe Bäume. Dazwischen komm ich mit wildem Lenkradrudern durch. OH Schieet - Schilf! See? Es geht ins Schilf, aber bis jetzt noch nicht nach unten... irgendwann haben wir ausgerollt. Ein Glück, nicht untergegangen. VTG schalten, Rückwärtsgang rein, zurück auf den Weg. Diesen verf&$§" Manometerschlauch, der die ganze Zeit leicht gegen den VTG-Hebel drückt, mit einem Kabelbinder ausser Reichweite gezogen, und weiter.

So. Die letzten 20 Kilometer. Langsam wollen wir nur noch ins Camp. Da zickt der Motor mal wieder. Spritunterversorgung? Nee, Tank ist noch gefüllt. Benzinschlauch von der Rail abziehen, geht wieder ein bisschen. Kleines Erdloch. Mit ein wenig Schwung kein Problem, aber prompt fehlt wieder Leistung. AAARGH. Hängengeblieben. Hm. Vielleicht doch zu wenig Sprit? Die 10l Reserve eingefüllt. Probiert. Gnaaah. Egal, ich will heim. Winde, raus. Weiter. Auf eine große Ebene. Irgendwie navigatorisch hakelig, vor allem wenn der Motor permanent Zickt. Anhalten. Kurz warten und fummeln, geht wieder, weiter. Verfahren. Umdrehen. Motor zickt. AAAH! Geht plötzlich wieder. Weiter. Wasserloch. Dann die obligatorischen nervigen letzten schlammigen 5km vorm Camp. Lichtmaschinenriemen pfeift auch wenns nass wird. Gnaah. Endlich da. Hurra. Ziellinienschnaps, den haben wir auch gebraucht (nur nicht vertragen).

Dann die Botschaft von Klaus, Juri und Anja "Morgen früh haben wir neue Bremsbeläge." Soll ich mich freuen, weils weitergehen kann, oder hab ich keine Lust auf noch so einen Tag?
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Beitragvon Roger » Do, 05 Sep 2013, 17:56

DAs liest sich als wenn man dabei gewesen ist . Echt Geil :-D :-D
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Beitragvon skylab » Do, 05 Sep 2013, 19:16

Oberhammer :thumbsup: :thumbsup: :thumbsup: :thumbsup: :thumbsup: =D>

gruß Ernst
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Beitragvon grubber » Fr, 06 Sep 2013, 10:21

sehr anschaulich geschrieben, danke!
ich kann es mir vorstellen, als ob ich selbst neben euch gesessen hätte...

da sind ja wirklich eine menge kleiner nerviger dinge passiert. :twisted:
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Beitragvon ohu » Mi, 11 Sep 2013, 19:29

Aufgegeben werden Pakete. Dies als Maxime gesetzt, MÜSSEN wir eigentlich fahren. Also fangen wir auch mit dem Service an. So richtig in Schwung kommen wir dabei nicht. Als wir beim Versuch, auf der holprigen Wiese das Auto auf vier Böcke zu stellen, reichlich unkoordiniert und unüberlegt das Auto auf die Bremsscheiben werfen, gehen die Nerven durch. Schluss. Bett. Basta. Nixmehr machen, das wird heut nichtsmehr.

Mittwoch, 3.7.2013

Raus, Kaffee, Wachwerden, schrauben. Lange Etappe, es geht früh los.

Benzinsystem durchpusten.
Bergegurte endlich mal einpacken.
Lichtmaschinenriemen nachspannen.
Reifen wechseln und den Spendern zurückgeben.
Neue Bremsbeläge drauf, auf alle vier Räder. Dreck in den Gewinden. Gewindebohrer organisieren (dabei hatte ich selbst welche eingepackt, nur nicht gewusst wo). Sauber machen. Räder drauf. Man wuselt eifrig ums Auto.

Einen Bremsbelag am Hydraulikpumpengetriebe hat es abgeschliffen und rausgeworfen, er hängt verkeilt zwischen Bremsscheibe und Gehäuse, blockiert die Scheibe, die Pumpe läuft dauernd, das Getriebeöl hat Wasser gezogen. Hydrauliktank raus, Bremsbelag rausoperieren und neuen verbauen.

Etwas Zeit bleibt für Durchsicht. Vorderachse und Getriebeöl haben auch Wasser gezogen, grau. Tauschen. Entlüftung Getriebe ok. Schalthebelmanschette vermutlich nimmer dicht. Egal. VA-Entlüftung aufgerieben, geflickt.

Martin will endlich MP3 & Lautsprecher eingebaut wissen. Hmpf. Eigentlich hätten wir fast pünktlich starten können. Andererseits bessert das in kritischer Lage die Moral. Aber muss das jetzt sein? Egal. Kabelbinder und Crimpzange und drin ist das Ding.

Mal wieder viel zu spät am Start.
Mal wieder die 5km Stöpselstrecke durch Wasser- und Drecklöcher.

Und dann läufts. Ganz gut.

Hias:

"Konn des sei, dass oana vo de Dämpfer auf der Hinterachs hi is?"

Martin:

"Findest du? Ich verspüre nichts davon."

Weiter. Sandpiste.

Hias:

"Irgendwia oaret der Karrn ganzsche ummananda. Mir soitn nach der Etappn mal nachm Stickstoffdruck schaung."

Martin:

"Dort vorne ist ein schöner Sandplatz. Dort halten wir an und führen eine Technische Durchsicht durch. Es mangelt zwar am nötigsten, wie einer Hebebühne oder einem Dämpferprüfstand, aber vielleicht finden wir den Fehler auch so."


Hops, raus aus dem Auto, ums Auto rumschleichen und schauen.
Martin findet die Ursache des seltsamen Fahrverhaltens schnell: Die Radmuttern hinten rechts sind lose und beginnen mit der Langlochherstellung. Oha. Mein Fehler, Radmuttern hochgebockt nur etwas mehr als handfest angezogen und nach dem Abbocken vor lauter anderen Dingen vergessen. Zum Glück ist der verstärkte Verschleiß noch nicht arg weit fortgeschritten. Nachziehen der Radmuttern reicht aus, die anderen noch kontrolliert, Werkzeug aufräumen, rein ins Auto, noch sind wir immer noch die letzten im Feld.


Weiter. Wald. Schlammloch mit zerbrochener Betonröhre. Bekannt, auch die beste Durchfahrt mit Winde. Am vierten Tag auf diesem Truppenübungsplatz kennen wir allmählich fast alles.
Wieder weiter. Wasserlöcher, Sandpiste, Kompasskurse, schmieriger Schräghang, den wir auch schon seit zwei Tagen kennen.

Das Wasserloch neben der alten Holzbrücke. Ein CP: "Das ist dieses Jahr echt tief. Ich würd euch raten, spart euch das, wie viele andere und nehmt die auf eine Stunde verkürzte Strafzeit. Sind nur drei-vier Autos durch, und die waren größer als eure Susi. Wenn ihr euch was beweisen müsst, dann probiert es, aber der Beifahrer bleibt bitte gleich draußen und der Fahrer schnallt sich ab, damit er schnell draußen ist. Aber ich würds lassen."

Martin geht zur Wasserdurchfahrt.

Martin geht durch die Wasserdurchfahrt. Das Wasser steigt ihm bis zum Hals.

Martin geht zum Auto zurück. Er stellt sich neben den Schnorchel. Der Schnorchel reicht ihm nicht bis zum Hals.

Martin steigt wieder ein und wir fahren über die Brücke.


Später.
Eine Wasserdurchfahrt, danach eine Steilauffahrt einen Sandhang hinauf. Niels und Sasja sind zu Fotomachen da. Oben am Sandhang ein CP-Sonnenschirm. Alles klar, da müssen wir wohl rauf.

Erster Versuch. Etwas Schwung holen und auf halber Höhe ist Schluss. Rückwärts runter.

Zweiter Versuch. Ordentlich Anlauf und wir hättens fast geschafft. Nochmal.

Dritter Versuch ebenso.

Beim vierten Anlauf ganz weit zurück, bis wir schon wieder in der Wasserdurchfahrt stehen. Mit ordentlich Karacho den Hang rauf und über die Kuppe, dann erwisch ich die Spur nicht ganz und werde von einer kleinen Kiefer gestoppt und am seitlich runterkugeln gehindert. Mit der Winde gehts dann zum CP. Renate stempelt und grüßt, weiter gehts.

Sandpiste, Bodenwellen, das irgendwie monotone, und doch schöne Breslaufahren.

Eine Welle hebelt uns etwas blöd aus, dank zu harter Hinterachsfedern springen wir wie ein Goißbock herum, ich muss ordentlich kurbeln, um die Fuhre wieder einzufangen. Ohauerha. Das wär beinahe im Baum geendet. Macht wach.

Gegen Ende der Etappe ist mal wieder ein schöner Roadbooktrick - es werden drei Schleifen gefahren, die sich einen Teil der Strecke teilen. Das verwirrt durchaus, und so haben wir auch recht bald einen Quadfahrer hintendranhängen, der sich nimmer auskennt. Von dessen dichtem Auffahren fühl ich mich so richtig zum Gasgeben ermuntert und lass die Karre fliegen. Heißa! Und den ein oder anderen Wettbewerber überholen wir dabei auch noch. Insbesondere eine mehrmals durchfahrene Passage mit kurzen Bodenwellen schmeckt dem Fahrwerk recht gut, da kommt nichtmal der Quadfahrer nach. Und das, obwohl die Hinterachse noch viel zu viel in der Luft ist.

Hias:
"I moan, mir soitn heid aufd nacht amoi den Antriebsstrang durchcheckn. Irgendwas brummt wiad sau."

Ein geschwindigkeitsabhängiges Brummen hat sich zur allgemeinen Geräuschkulisse aus viel zu lautem Auspuff und singendem Getriebe eingestellt. Vor wenigen Kilometern noch nicht zu merken, ist es erst zu spüren und bald auch zu hören. Unter Last besonders stark. Hm. Solangs nur brummt, ist aber auch nix hin, vielleicht hälts auch noch bis ins Camp.

Außerdem läufts grad gut. Bis zu einem kleinen Waldstückchen. Quer über eine Spurrinne und es scheppert plötzlich ganz gewaltig. Merde! Bis grade ging die Etappe ganz gut. Okay. Raus aus der Karre, drunterlegen, nachsehen.
Der Fehler ist schnell gefunden. Ein Kreuzgelenk der Kardanwelle zwischen Getriebe und Verteilergetriebe unterliegt fortgeschrittenem Verschleiß. Genauer gesagt ist eigentlich nicht mehr viel von den Nadelbüchsen übrig, das Kreuz liegt direkt in den Gelenkaugen, fällt aber nicht raus und schafft so sogar noch einiges an Drehmomentübertragung. Nur die Reibpaarung ist nicht so ganz optimal. Hm. Ersatz haben wir natürlich nicht an Bord.

Vorsichtig weiterfahren? Laut Roadbook sinds noch 20km.
Wenig Last geht, bei etwas mehr Gas fängt das ganze wie wild zu rappeln an. Öh. Da ist noch der obere VTG-Aufhängungsgummi abgerissen, eigentlich nur auf Druck belastet. Den müssen wir flicken. Ersatzgummi ist kein passender dabei, aber eine lange Schraube, einige Scheiben und zwei dicke Muttern reichen, um das ganze starr zu verschrauben.

Mit fixiertem VTG und gezügeltem Gasfuß gehts weiter. Die letzte Schleife zu Ende und bald auf die letzten Schlammkilometer vor dem Camp, das Auto nochmal ordentlich einsauen und wir sind da. Juhu!

Eigentlich ist ja nur die Kardanwelle kaputt und die Lenkstange mal wieder verbogen. Da wir ziemlich platt sind, machen wir das morgen und gehen erstmal schlafen.
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Beitragvon ohu » Mi, 18 Sep 2013, 20:05

Donnerstag, 4.7.2013

Heute sollte eigentlich die Marathonetappe stattfinden, wurde aber recht kurzfristig auf Freitag verschoben. Also gibts nochmal eine Runde mit 120km durchs Militärgelände Drawsko.

Aber zunächst müssen wir das Auto wieder startklar machen. Kardanwelle tauschen, VTG-Verschraubung gegen was richtiges tauschen.

Einen Bremsbelag am Hydraulikpumpengetriebe hat es abgeschliffen und rausgeworfen, er hängt verkeilt zwischen Bremsscheibe und Gehäuse, blockiert die Scheibe, die Pumpe läuft dauernd, das Getriebeöl hat Wasser gezogen. Hydrauliktank raus, Bremsbelag rausoperieren und neuen verbauen, alles wieder zusammen.

Eigentlich könnts losgehen.

Martin:

"Die Kardanwellen zu Vorder- und Hinterachse wirken auch ein wenig verschlissen, ich würde sie gerne noch tauschen."

Hias:

"Oida, eigentlich wuit i oamoi ned ois letzta startn... i frag a moi nach bis wann es geht."

Rauf auf das beste Servicefahrzeug des Camps, Richards Haflinger und zum Start gebraust. Verwirrte Gesichter von Flashi und Christian.

"Was los, wollt ihr nicht starten?"

Der Mann am Start sagt, eine Stunde hätten wir noch. Das reicht. Zurück ins Camp, Ansage gemacht. Martin tauscht die Wellen, ich bau die Polster ein, bestücke die Trinkwasservorräte und sorge für frischen Strom im GPS. Noch zur Camptankstelle und dann zum Start. 50 Minuten sind vergangen, wir stehen an der Startlinie.

Per Funk wird diskutiert, ob wir noch starten können. Das polnische Militär plane eine Sprengung, bis zu einem bestimmten Zeitpunkt muss das Gelände geräumt sein. Haben wir den Bogen etwa überspannt?

Bange Minuten, dann Entwarnung - aber wir werden dazu angehalten, bitte ordentlich Gas zu geben.

Jawoll. Zunächst mal wieder die matschige Anfahrt ins Gelände, und dann kommt auch recht schnell eine kleine Wasserdurchfahrt. Die ist kein großes Problem für uns. Für das rumänische Daciateam offenbar schon, sie hängen und die Winde scheint auch nichts mehr zu machen. Wir hängen unsere Winde an und ziehen die Jungs aus dem Wasser. Und weiter.

Es dauert nicht lang, bis wir ans nächste große Hindernis kommen. Mitten auf der Wiese hört die Wiese plötzlich auf, es geht rund 50 m steil bergab und drüben ebenso steil wieder bergauf. Drunten in diesem offenen Graben ist es ziemlich sumpfig. Viele Presse-, Service- und Bergefahrzeuge und ein sehr zerwühlter Boden künden davon, dass hier kürzlich noch richtig gekämpft wurde. Inzwischen sind die meisten durch, nur ein paar wenige Teilnehmer wurschteln noch.

Den Hang hinunter ist schon lustig, unterm Gras schlecht sichtbare, halbmetertiefe Trichter geben Anlass zur Vorsicht. Unten mit Antrieb in den Graben fahren, bis das Auto steht, Windenseil raus, Haken an den 8x8 von Lust, Windenseil auf Spannung und ZUG. Das Auto bewegt sich kaum. Das Windenseil wird aber eingerollt. Der KAT rollt auf mich zu. Den Gegenhang hinab, richtung Graben. Das merken die Orgajungs zum Glück recht schnell und nachdem man die Handbremse angezogen hat, darf ich auch weiter winchen. Draußen sind wir. Reichlich unspektakulär. Wieder weiter.

Den Gegenhang hinauf, raus aus dem Graben und rein in eine haarige Navigation. Irgendwie passen Teil- und Gesamtkilometer nicht zusammen, was gilt jetzt? Braucht dann doch drei Versuche Try-and-Error, dann passts.
Beim Zurücksetzen in ein paar harmlosen, aber tiefen Spurrillen gibt es ein nennenswertes Schlaggeräusch. Was war das? Kann auch die Lockright gewesen sein.

Wenig später. Die Bremsflüssigkeitsleuchte flackert und leuchtet. Ochnö. Die Beläge waren doch noch gut? Ein Tritt aufs Bremspedal, der Probe halber, vermeldet aber weder Widerstand noch Verzögerungswirkung. Gibtsjagarnicht.

Hias:
"De Brems is scho wieder hi. Mia soitn amoi stehbleim und uns den Schaas oschaung."

Stop. Aussteigen. Durch Hinschauen die Anwesenheit der Beläge kontrollieren.
Vorne links: Alles da. Hinten gucken wird durch Martins Einwurf unterbrochen.

Martin:
"Oh-Oh. Sieh dir doch mal die Achse vorne rechts an."

Ich komme sogleich, eine sehr unkoordiniert rumhängende Feder schaut mich an. MERDE!
Der untere Gelenkkopf vom Coil-Over ist abgerissen, also das Gewinde der Kolbenstange hats aus dem Alu gezogen. Die Feder auf dem Federbein hat sich schon mit ein paar Windungen rausgemogelt, der Federteller ist irgendwo in Polen verloren gegangen, die Kolbenstange steht weiter auf der Achse drauf. Dadurch hatten wir trotz Abriss noch einigermaßen Feder- und Dämpfungswirkung. Der rumklöternde Überstand der Feder hat noch gegen die Verschraubung am Bremssattel gedroschen, so dass sich die Hohlschraube lockerte und die Bremsflüssigkeit dem Ruf der Schwerkraft folgte.

Immerhin ist die Schraube noch da, und durch einfaches Nachziehen und Auffüllen von Bremsflüssigkeit samt Entlüften ist wenigstens dieses Problem schnell zu beheben.

Die Desintegration des Federbeinkopfes wiegt hingegen schwer. Aber wir gucken mal. Versagerlift ansetzen, Auto hochwürgen, Coiloverreste ausbauen. Hm. Gelenkkopf Alu, Kolbenstange Stahl. Federtellerverlust ist nicht so wild, wenn wir den Gelenkkopf wieder draufbekommen, ist die Feder geführt und sitzt dann halt auf der Achse. Achsfangbänder nachziehen und es fällt dann auch nix mehr raus.

Aber wie bekommen wir in der Pampa das Gewinde repariert? Ein bisserl trägt das Gewinde noch, 2K-Epoxy ist auch dabei, vielleicht hält das bei vorsichtiger Fahrweise.
Martin macht sich mit der Feile daran, die Gewindefragmente in Form zu bringen, am Gelenkkopf ist dank Alu nicht mehr viel machbar, nur den Dreck rausholen, damit der Papp pappt.
Wie wir so dahinbasteln, fällt mein Blick auf die Hinterachse. Irgendwie sieht das seltsam aus. Genauer hinsehen.

OH MERDE!!
Hinten rechts ist mit dem Federbein genau der gleiche Mist passiert. Weltklasse. Wenigstens ist hier die Bremsleitung nicht getroffen, die Kolbenstange ist zwei Zentimeter vom Ausstanzen von 19mm langen Kunifersegmenten entfernt.

Aber dennoch. KAKCHE!
Falls wir das irgendwie geflickt bekommen (was ich, vor allem ob der Haltbarkeit schwer bezweifle), dauert das vorraussichtlich bis es dunkel ist. Mindestens. Und morgen ist Hannibaletappe.
Federbeine komplett ausbauen und wir fahren auf den Gummipuffern weiter.

Nach 50m entscheiden wir, dass das auf den Gummipuffern fahren ziemlich rapide an der Lebenserwartung von Achsschenkelbolzen, Radlagern und anderen vitalen Teilen nagt. Öh. Und morgen ist Hannibaletappe.

Hias:
"Da vorn war a Strass, dann miaßma halt abbrechen, huift nix."

Laut GPS 14km ins Camp auf der Straße. Wird ein wenig Gezuckel, weil ich vor jeder Teerkante auf Schrittgeschwindigkeit verzögere, aber irgendwie fühlen wir uns auch erleichtert. Jetzt haben wir uns endgültig die Chance auf eine Top10-Platzierung versaut. Gut. Die letzten Tage herrschte bisweilen eine "wir müssen fahren, weil wir gut dabei sind"-Stimmung. Das hat irgendwie gestresst. Jetzt nimmer.

Im Camp essen wir zum ersten Mal seit Tagen wieder anständig und hauen uns erstmal für ein paar Stunden aufs Ohr. Am Nachmittag. Herrlich.


Die Reparatur stellt uns noch vor einige kleinere Probleme. Ersatzkolbenstangen haben wir in ausreichender Menge dabei, aber nur einen neuen Gelenkkopf. Martin schafft es, einen kaputten Kopf haltbar zu recyclen, nachdem ich erfolglos das halbe Camp abgeklappert habe. Der Aus- und Wiedereinbau aller vier Dämpfer (Kontrolle der beiden intakten) ist ohne vernünftig aufbockbares Fahrzeug ein Kapitel für sich, und so ist es im Endeffekt halb zwei, bis wir das Aggregat ausmachen.
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Beitragvon sebbo » Di, 17 Dez 2013, 0:40

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Beitragvon ohu » Mi, 16 Apr 2014, 18:57

Freitag, 5.7.2013


Aufgrund des gestrigen Abbruchs stehen wir auf der Startliste für die heutige Hannibal-Etappe ganz unten. Startzeit also irgendwann gegen 13 Uhr, reichlich Zeit, möchte man meinen. Da der Start aber mehrere hundert Kilometer südlich vom Camp Drawsko ist, gilt es bis dahin, das Camp abzubauen, zu verladen und dann natürlich auf Achse zu überführen.

Um kurz nach neun gehts raus aus dem Camp, ran an die erste Tankstelle und ein paar Zloty werden aufgrund bewusster Naviverweigerung für eine polnische Straßenkarte investiert. Lagebesprechung bei Hotdogs und Energydrinks auf der Motorhaube, und los gehts mit brüllendem Auspuff (110er Ofenrohr als eintiger Topf) gen Süden.

Unterwegs macht sich geringfügiger Leistungsverlust bemerklich.
Hias:
"Irgandwia ziagt a nimma gscheid"

Martin:
"Ist dies Drehzahlabhängig?"

Hias:
"Obnrum feids. Homma Wassa in da Zündung? Häd gmoant, die war etzad dicht?"

Martin:
"Vielleicht kam beim Kärchern ein wenig Wasser durch"

Wir beschließen, bis zum Start zu fahren, wenn dort noch Zeit ist, wollen wir ein wenig Fehlersuche betreiben.
20 Minuten haben wir dort noch Luft - also rechts ran, Haube auf, Zündspulen raus. Die erste sieht ein wenig feucht aus. Eigentlich zu wenig um was auszumachen, aber man gibt ein wenig Kriechöl überall hin um Wasser fernzuhalten.
Haube zu und an den Start. Teiletappe A, 3,47km gradeaus durch den Wald.

Keine gute Idee, das Kriechöl. Wir stottern auf gefühlt 20 PS und zwei Zylindern über die Strecke. Dank optimaler Restmomentennutzung schaffen wir es dennoch auf circa 50 Sachen und damit sogar ein Überholmanöver am Semi-Besenwagen. Hurra. :)

Ãœbers Ziel gefahren, rechts ran und Haube auf.
Der eben Ãœberholte und noch zwei andere LKW passieren - jetzt sind wir wirklich die letzten im Feld.
Spulen raus, trockenwischen. Rein, weiter. 4km Überführung. Aber ziehen will die Karre noch nicht so recht.
Es beginnt zu nieseln, als wir vor dem nächsten Start wieder die Haube öffnen. Genaue Inspektion aller Zündspulen - ah, eine scheint gebrochen.
Machtjanix, wir haben Reserve im Kofferraum. Geholt, trockenwischen, einbauen, starten.

Teiletappe B. 10,1 km Waldwegblasen.

gefühlte 40 PS (da immerhin wieder 3 Töpfe dauerhaft laufen), der Wald, drei KATalysatoren, ein Semi-Besenwagen und zwei langhaarige Freunde der schnellen Bewegung.

Muss sehr lustig ausgesehen haben, die unrund laufende und klingende Karre mit viel zu lautem Auspuff, welche, da leistungsfressende Beschleunigungen nicht drin waren, mit Konstanttempo irgendwie an den Lastern vorbeihüpfte.

Durchs Ziel, bis zum Start von C.

Nochmal alle Zündspulen raus, vielleicht ist Kondenswasser drinne?
Also gezogen und das ganze ausdünsten lassen. Fünf soeben überholte Lastwägen ziehen an uns vorbei, aber nicht in Wertung. :)

Spulen rein und weiter.

Teiletappe C. Waldwege, 14,5km, u.a. etwas Schlamm laut Roadbook.

Und so ist es. Nicht nur etwas Schlamm. Der Motor läuft immer noch nicht richtig.

Ein Matschloch im Wald, bei dem uns die eingeholten Vierachser freundlicherweise den Vortritt lassen entpuppt sich
a) als zäh
b) leistungsfressend
c) unüberwindbar mit der geringen Leistung
d) übelst stinkend und Brechreizerregend. Wer zum Geier hat sich dieses Loch zum Lokus auserkoren?

Winde raus, mir tränen die Augen vom Gestank, Karre raus.
Sicht dank beschlagener Scheiben (ich erinnere daran: es regnete) minimal, tiefer V-Graben - zack, Halbseitenlage. Merde. Nochmal ziehen. Raus.

Und weiter im Momentenoptimierten Fahrmodus.

Ziel, Überführung von 1,4 km.


Martin:
"Es besteht die Möglichkeit, dass die aus dem Gepäckfach entnommene Zündspule durch den Transport einen Defekt erlitten hat."

Hias:
"Schaungmaramoi. Soit ma ezad syss-te-ma-tisch vorgeh."

Vor dem Start befindet sich eine schöne Wiese. Dort tauschen wir reihum die Zündspulen, mit wiederholten kurzen Probefahrten. Währenddessen passiert uns eine nette LKW-Kolonne aus mehreren Vierachsern.

Aber auch bei vermeintlich kurzzeitiger Besserung - irgendwie ist der Hund dort nicht begraben... also rein in den Wald.

Etappe D. Bodenwellenbuckelpiste, 10km.

Unser Feld wieder ein- und überholt, immer noch keine Leistung, egal.

Überführung, E fällt laut Fahrerbesprechung & Roadbookänderung aus.

Hias:
"Wennmia Druckluft hädn, kanntma die nasse Zündung vielleicht trockenblasen."

Martin:
"Lass uns die nächste Tankstelle aufsuchen, üblicherweise bieten die die Nutzung eines Kompressors als Servicedienstleistung am Kunden an. Im Roadbook wird eine nach der übernächsten Etappe angekündigt."

Etappe F. 7,4 km Waldweg.

Wieder gilt es, das schnellste aus der nur bedingt leistungsfähigen Maschine zu holen. Und irgendwie sind wir auch hier nicht die langsamsten.

300m Überführung, knapp vier Kilometer gradeaus, dann ist Etappe G auch schon durch.

Martin:
"Oh. Ein Versehen. Die Tankstelle kommt erst nach der nächsten Etappe."

Hias:
"is des scheisse, etz probier mas noamoi mim drocknwischn"

Ohne Erfolg - nur dass wir mal wieder von drei Kats überholt werden.

4km Überführung, dann kommt Teiletappe H. 24 km Waldwege, Sandpiste, Schlammlöcher.

Die ersten Kilometer gehen noch schnell, dann kommt ein blöd angefahrenes Loch, wir hängen kurz, rucken das Auto raus, weiter. Weite Strecken, keine komplizierte Navigation, gut durchfahrene Feldwege. Macht Spaß, auch mit zu wenig Leistung.

Die Strecke läuft auf die Straße. 4,5km gradeaus mit Tempolimit 50. Blöd, aber so ist das wohl mit den Genehmigungen...

Rechts weg auf ein Feld hinaus und wir dürfen wieder Gas geben... oder eher nicht?

Einige Pressefahrzeuge und eine Menge aufgewühlter Schlamm zeugen von einer schwierigen Stelle. An einem Wiesenrand entlang, neben ein paar Häusern geht die Strecke. Die Dorfbewohner und vor allem die Kinder lassen sich das Spektakel nicht entgehen. Die Wiese scheint recht sumpfig zu sein, und tiefe Spurrillen bestätigen das. Remmer mit seinem 4x4 Kat steckt schon vor uns drin.

Durch geschickte Spurwahl kommen wir fast komplett durch, brauchen die Winde nur für die letzten fünf Meter.
Beim Winchen sieht Martin, dass der Reifen vorne links fast keine Luft mehr hat und dringend aufgeblasen werden müsste. Hoffentlich reicht das noch bis zur Tankstelle, paar hundert Meter hinter dieser Stelle, kurz nach dem Etappenziel.
Wir fragen Remmer, ob bei ihm alles klar ist.

"Naja, ich steck so richtig fest und meine Seilwinde ist auch recht langsam."

Wir bekommen leuchtende Augen und fragen, ob wir mit unserem Samurai seinen Kat rausziehen dürfen.

"Haha. Könnt es ja probieren. Wenn eure Winde wirklich acht Tonnen packt, könnte das klappen."

Alles klar. Auto rückwärts an einen passenden Baum rangiert, mit Baumgurt nach hinten gesichert, Seil raus und per Umlenkrolle an die Stoßstange vom kleinen Kat. ZUG!
Und mein Auto zieht sich zum Kat hin?

Leider ist der Sicherungsbaum etwas lasch.
Rückwärts rangiert und einen anderen ausgewählt ist gleich gemacht, nochmals Leistung aufs Seil - der Suzuki zieht sich in die Federn, der Kat dreht mit den Rädern und BEWEGT sich!
Ein wenig Gas und hin und wieder einiges an Dosierung und Nachkorrektur, und dann ist der große LKW wieder aufm Festland. Hurra!


Bild

Bild

Dooferweise haben wir bei der Aktion den Reifen vorne links endgültig von der Felge gezogen. Merde! Und soviel Dreck, wie da drin ist, bekommen wir den auch nicht mehr einfach so draufgeblasen.

Aber immerhin leiht uns Remmer seinen anständigen Wagenheber, so dass mal wieder das Reserverad zum Einsatz kommen kann.

Okay. Raus aus der Etappe (wo war eigentlich der CP für das Sumpfloch?), und 5km zur Tankstelle. Wunden lecken.

Martin untersucht die Zündung. Inzwischen sind wir der Meinung, dass die ein oder andere Zündkerze selbst defekt sein könnte. Also alle rausnehmen und angucken. Eigentlich fehlt nichts, die eine wirkt leicht verfärbt. Aber nix schlimmes. Ham. Doch tauschen? Die Ersatzzündkerzen sind mit Anja auf dem Servicehänger unterwegs, irgendwo auf dem Weg nach Zagan.
Zwei deutsche Harleytouristen kommen vorbei. "Was macht ihr denn da?"
"Kiek mal, ich hab hier noch ne Ersatzkerze von meiner Harley, vielleicht passt die?"
Leider ist dem nicht so. Von Bastelaktionen, die die Existenz unserer vier Originalkerzen bedrohen, wollen wir absehen, zumal diese wahrscheinlich nicht einmal kaputt sind.

Das kaputte Rad kann ich abkärchern, als ich es zum Luftfüller trage fehlt aber ein lustiger schwarzer Gumminippel, welcher für die Verbindung Fülleitung - Felge von eminenter Bedeutung ist. Schiet. Mal wieder ohne Ersatzrad unterwegs - und laut Roadbook sind es noch drei Teiletappen...

Zündung wieder zusammen und alles noch einmal trockengepustet. Ohne Erfolg. Mist. Langsam dämmerts - jetzt sehen wir doch zu, dass wir weiterkommen. Nicht dass man uns nimmer starten lässt....

Teiletappe I. 29km in einer verdächtig bekannt vorkommenden Gegend...

Los geht es mit einigen Kilometern Feldwegen und zwischendurch sehr starkem Gestöpsel zwecks mangelnder Motorleistung.

Und dann schwenken wir auch noch auf einen altbekannten Bahndamm ein. :)

Nur ist dieser der nicht so schlimme Teil, keine Schwellen mehr drin und dank guten Fahrwerk und wenig Leistung können wir hier sogar die technisch mögliche Maximalgeschwindigkeit ausnutzen.


Irgendwann wirds mit der Leistung aber immer mieser, und dann geht der Motor aus. Hm. Symptom? Hatten wir doch schonmal so und da hats abziehen der Spritleitung am Motorblock geholfen.
Haube auf, Leitung weg, kurz Pumpe an, auslaufen lassen, Leitung wieder drauf und weiter.

HEUREKA!
Volle Motorleistung.
Ich höre schon die Fanfaren und kanns endlich mal wieder fliegen lassen. 500 Meter weiter passieren wir noch den Lumpensammler (den echten, im roten Maverick), der wohl grade vor uns einbiegen wollte (Mann, Glück gehabt!), ein Kilometer später kommt mal wieder ein alter Bahnhof und dann wars das mit der Leistung. Läuft wieder nur auf drei Töpfen. Aber jetzt wissen wir wenigstens, dass es nicht die Zündung ist, sondern tatsächlich das Benzinsystem. Das grenzt die Fehlersuche doch ganz erheblich ein.

Aber zunächst geht es im Zuckeltempo weiter Richtung Ziel und der nächsten Teiletappe.

Hoppel-Hoppel, ein paar Steilauffahrten, ein alter Bahnhof und einige Rockcrawling-Betonschwellen später kommen wir auch durchs Ziel.

Das mit dem Lumpensammler war knapp, da wollen wir uns garnicht länger aufhalten und fahren gleich weiter.

Teiletappe J, 5,7km Überführung, 1,6km Bahndamm.

Es handelt sich um das Schlussstück der Bahndammstrecke, rückwärts gefahren, mit der tiefen Bachdurchfahrt. Die ist schon wieder reichlich verlassen (kein Wunder, wir sind ja auch recht spät dran), ein einsamer Teilnehmer birgt sich noch und ein paar wenige Zaungäste wollen auch noch nicht heim.

Leider bieten wir keine allzu spektakuläre Show. Reinrollen, mit der Winde durchziehen und weiter. Aber auf mehr haben wir auch grade keinen Nerv mehr.

Weiter. Auf den letzten paar hundert Metern wird es nochmal richtig schlammig. Normalerweise kein Problem. Mit ordentlich Schlupf und fliegendem Dreck durchboggern, das kompensiert auch mangelnde Bodenfreiheit. Mit immer noch stark begrenzter Leistung wirds aber eher ein Verreckerl und die Winde muss es wie so oft richten.
Jetzt liegen wir schon so weit hinten und dann läuft es auch noch zäh... auch wenn es, verglichen mit den Varianten früherer Jahre eigentlich eine eher harmlose Hannibal ist, wir schaffen es trotzdem was schwieriges draus zu machen... :)

Ziel, 17,5km Überführung und dann sind wir am Truppenübungsplatz Zagan, Zeit für die letzte Etappe. Die Abenddämmerung ist schon weit vorangeschritten, im letzten Zwielicht stehen wir am Start.

Teiletappe K.
34km Zaganer Sandpisten.

Sollte nicht mehr viel sein, hoffen wir.

Es dunkelt, und wir stauben davon. Zeit für die volle Scheinwerferbatterie.
Die Etappen der vergangenen Tagen haben ihre Wirkung, auch wenn noch alle Lampen gehen, bis auf eine strahlen alle anderen wahlweise Baumkronen oder Maulwurfshügel und Motorhaubenkanten an. Halb so wild, ist ja noch nicht komplett dunkel und wir sehen auch so genug. Lass uns lieber Kilometer machen, wir wollen ja irgendwann ankommen, ist ja eh nimmer viel.

Die ersten 20 Roadbookbildchen geht das auch noch gut. Gerade Strecke, ein paar harmlose, ein paar kritische Bodenwellen, und viel Vollgas. Auch mit Unterversorgung an Sprit kommen wir auf 60 Sachen.

"AchduscheißeFACK!"

*RUMMS* *RAMPANG*

Eine undeutlich zu sehende Bodenwelle lässt das Auto brutalst fliegen, die verbauten Vertikaldynamikelemente dürften sicherlich alle beansprucht werden, uns schüttelts sauber durch. Wie weit wir grade geflogen sind, weiß ich nicht. Aber man vergleiche die Fotos aus dem Prolog ein paar Seiten weiter vorne. Bei diesen Sprüngen hat das Auto wie eine Sänfte geschaukelt. Jetzt hab ich grad das Gefühl, alle Zähne verloren zu haben.

Wir steigen aus. Martin guckt sich das Fahrwerk an, oder ob wir sonst was verloren haben, ich stell dann doch mal die Scheinwerfer neu ein.

Und weiter. Kein bisschen langsamer, aber mit deutlich besserer Sicht.

Inzwischen ist es dunkel. Kompasskurs auf Kiefernfeld. Irgendwie passt der Zielpunkt nicht. Wir drehen eine Runde, kehren um, spulen noch einmal ein paar Roadbookbilder zurück. Eine Y-Kreuzung ist eindeutig. Die nächste Kreuzung passt nicht ganz, der Startpunkt vom Kompasskurs könnte aber wieder stimmen. Wir probieren drei, vier andere Varianten. Ein weiterer Teilnehmer irrt herum, auch ohne Ziel.
Irgendwann passts dann doch plötzlich. Roadbook falsch interpretiert? Kompasskurszahl falsch abgelesen? Keine Ahnung mehr, hauptsache es geht weiter.

Einige stinkende Matschekuhlen, leicht schweflig.
Die ersten zweieinhalb gehen gut am Rand entlang, bei der letzten beschlägt mir mal wieder die Scheibe und folglich steckt das Auto aufgrund mangelhafter Spurwahl.

Winde raus, Auto raus. Martin entdeckt, dass der Reifen vorne links mal wieder fast platt ist. Kein Wunder, dass die Karre so beschissen zur Seite zog. Ersatzrad? Haben wir keines. Kompressor? Auch nicht. Schietbeschissene Vorbereitung. Müssen wir also so weiterfahren. Im Gelände geht das, der Vortrieb an kniffligen Stellen ist eben nimmer so gut.

CP-Stempel holen, und wieder in die Nacht verschwinden. 3km und dann kommt eine der drei Zaganer Standardwasserdurchfahrten, die neben der Brücke. Dunkel isses.

Martin watet durch und kommentiert:
"Lass uns das Windenseil lieber gleich an einen Baum auf der anderen Seite hängen, mit dem platten Reifen und dem beschissen laufenden Motor kommen wir nicht fahrend durch."

Ich ziehe den Hebel zur Aktivierung der Hydraulikpumpe:
"Oh oh."

Martin:
"Was ist denn nun schon wieder?"

Hias:
"Zefix, i hob koan widerstand mehr - feids an Bremspampe oder san die scheiß Beläge scho wieder außegfoin?

Martin:
"Reich mir mal eine Taschenlampe, bitte."

Ich durchwühle das Handschuhfach, meine Taschen, alles. Nichts. Keine Lampe auf der Marathonetappe dabei? Wie hohl sind wir eigentlich?

Schnell wird einer der Zusatzscheinwerfer abmontiert, Kabel verlängert mit zwei Strippen und dann können wir endlich in den Motorraum leuchten.

Diagnose eindeutig: Beläge der Hydraulikpumpenbremse weg. Wahrscheinlich von zuviel Dreck zuweit runtergeschliffen und dann aus der Führung rausgefallen. Da herrscht noch Optimierungspotential.

Egal, das macht uns jetzt die Winde nicht wieder funktionsfähig. Hierfür findet sich ein anderes Kleinod in unserer Werkzeugkiste: Eine Gripzange. Auf die Bremsscheibe geklemmt, blockiert, Pumpe läuft, Seil raus, an einen Baum am anderen Ufer, durchgezogen, hurra.

2,3 km bis zum Ziel.
Vor uns schnarcht ein Defender auf der engen Strecke, wir würden eigentlich gerne überholen - egal, das stück zuckeln wir jetzt halt.

Ziel. Durch? Nein, noch 14km Straßenüberführung bis ins Camp. Mit einem platten Reifen vorne links, inzwischen auch von der Felge abgedrückt.
Erst auf Teer merke ich, WIE schwammig die Fuhre sich eigentlich fährt. Um noch halbwegs sicher unterwegs zu sein, traue ich mich nicht schneller als 25km/h. Dementsprechend lange sind wir noch unterwegs.
3km vor Schluss macht der Reifen zusätzlich durch periodisches Wollopen auf sich aufmerksam. Von der Felge runtertreten lässt er sich aber auch nicht. Das passiert dann fünfhundert Meter vorm Camp, so dass wir gegen Mitternacht auf drei Reifen und einer Felge einrollen.

Das wär heut zäh. Und morgen wollen wir eigentlich schon nochmal fahren. Also ist am Auto zu tun, und zwar nicht wenig.

Nach kurzem Auskosten des Triumphes und einem Happen Futter (alle anderen vom Team sind schon da, hurra!) gehts ans Schrauben. Wenn nicht diese elende Müdigkeit wär.

Markus Weiß stellt mir einen Kaffee hin. OIDA. Eigentlich bin ich Kaffee gewohnt, und normal hilft der auch nimmer viel, aber da muss irgendein Kraut aus den Mühlleitner Wäldern drin gewesen sein - wir schrauben durch bis vier Uhr in der Früh.

Markus kümmert sich um unsere Reifen, Martin bringt die Hydraulik wieder in Ordnung und ich kümmere mich um das vermaledeite Spritsystem.
Erster Versuch: Spritfilter rückspülen - Nada.
Einspritzleiste ausbauen, anschließen, orgeln. Alles Klar. Zwei Einspritzdüsen bringen schönes Strahlbild, eine pieselt ein wenig, eine tut irgendwie nix mehr. Und es klebt recht eindeutig aufgelöster Gummibrösel (NBR ist nicht per se benzinfest!) in den Düsen.
Kein Problem, wir haben ja noch Reserve.
Gegen vier ist der ganze Kram wieder zusammen, das Leistungsproblem zeigte sich bekanntlichermaßen aber nur bei höherem Kraftbedarf. Also Probefahrt. Zur Sicherheit überprüfe ich auch noch, ob der Drehzahlbegrenzer bei dieser Aktion Schaden genommen hat.

Hat er nicht, weiß am nächsten Morgen das halbe Camp zu berichten.
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Beitragvon mountymudder » Mi, 16 Apr 2014, 22:00

Wie immer schön zu lesen
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