Dienstag, 03.07.18. Drawsko
Aufstehen, Frühstücken. Start ist heute erst, wie angekündigt ab 13 Uhr.
Genug Zeit zum Tanken, Nase bohren, Auto durchgucken und eigentlich ist damit der Vormittag noch lange nicht vorbei. Wir könnten ja eigentlich noch den Heizungswärmetauscher einbauen. Ja, klar. Den wollen wir ja nicht ganz umsonst gelötet haben.
Vier Kabelbinder, zwei Schläuche, und dann noch entlüften, damit hängt das Teil auch schon drin. Zur Sicherheit werfen wir noch das Rohrstück, mit dem wir die Heizung wieder blind setzen können ins Handschuhfach.
Lunchpakete inhalieren und dann dürfen wir an den Start. Zwei Teiletappen, erst rund 120, dann ca. 80km, beide aufgrund der späten Startzeit gekürzt, beide Rundkurs Drawsko, jeweils für Mopeds & Quads oder für Autos & Lkw, damit man nicht auf der gleichen Strecke rumgondelt. Dazwischen zwei Stunden Servicezeit - wohl auch, damit die zweite Strecke auch sicher frei von Mopeds ist, wenn die schnellen Autos starten dürfen.

Los gehts. Wir sind mitten im Feld der schnellen Extremfahrer, halten die Position, können das Tempo steigern und ein paar, die gestern vor uns waren sogar überholen. Sogar den Maszka-Vitara. Die Wasserlöcher gehen alle zu fahren, beide Sperren rein und gemütlich durchtuckern, Spur ein wenig am Rand suchen und wir brauchen nirgendwo die Seilwinde.
Nur am Granatenbaum nehmen wir mal wieder die übliche Spur.


Eine Weile sind wir so unterwegs, da fällt mir eine erhöhte Motortemperatur auf. Noch nicht kritisch, aber schon ordentlich heißer als normal. Und sie steigt weiter. Da ist wohl irgendwo Luft im System. Vom Heizungseinbau vermutlich. Mist. Also anhalten, nachentlüften.
Während wir das tun, überholen uns natürlich wieder einige und lassen uns im Staub zurück. Aus der Entlüftungsöffnung an der Heizung kommt auch eine ganze Menge Dampf. Merde.
Ok. Wasser nachgefüllt, weiter. Jetzt liefs grade mit dem Fahren so schön rund und dann kommt sowas. Ärgerlich. Aber es hilft ja nix.
5km Piste später.
Hias: "Mir san scho wieder z hoaß. Probiern mir es mim Entlüftn noamoi?"
Martin: "Ich glaube nicht, dass das mit dem Entlüften jetzt zielführend wäre. Besser, wir legen die Heizung gleich tot. Gestern hatten wir ja keine Probleme."
Wir halten an. Beim Lösenb der Schlauchschellen bemerkt Martin, dass eine Schelle gar nicht wirklich angezogen war und entsprechend eine Undichtigkeit im Kühlsystem vorlag. Bei Druck hat es uns da das Wasser rausgedrückt.
Wieder anziehen? Geht schneller als Kurzschließen.
Entlüften. Langsam geht uns das Kühlwasser aus. Merde.
Beim Entlüften fällt auf, dass der große Lüfter am Wasserkühler etwas träge dreht. Nicht ganz volle Leistung eben. Können wir jetzt eh nicht reparieren, und hoffentlich war eh die Heizung schuld.
Weiter.
Wir kommen wieder einige Kilometer weiter.
Hias: "Mir han scho wida zhoaß."
Martin: "Inwiefern zu heiß?"
Hias: "no ned im roudn bereich. vielleicht is einfach da lüfter an weng hi und mir bringan de hitz nimma weida."
Martin: "Das kannst du vermutlich besser einschätzen."
Hias: "bis jetz hods dann ollawei hint an druck beim ausgleichsbehälter ausseghaun. Des hom mir scho pfeifn ghert."
Sprachs und wir fuhren weiter. Etwas moderates Tempo, weniger Hitze produzieren bedeutet weniger Hitze abführen zu müssen. Temperatur ist deutlich erhöht, aber noch unterm roten Bereich, den wir früher hin und wieder erreicht haben.
Fahrt. Kilometer machen, Gefühlt sind wir komplett hinterm Feld, haben aber gerade mal die halbe Strecke der ersten Teiletappe. Das kann ja was werden.

Wieder ein Stück weiter begnügt sich die Temperaturanzeige nicht mehr mit ihrem bisherigen Niveau, sondern steigt wieder. Kacke. Erneut anhalten.
Check - es pfeift hinten beim Ausgleichsbehälter. Mist. Genauer hingesehen - garnicht beim Deckel. Sondern daneben. Der Behälter hat einen Riss. Überdruck. Zum Glück ist der Riss oben drauf, d.h. es drückt bei Überdruck raus, Wasser bleibt aber zumeist drin.
Kein Wunder, der Behälter ist ja auch fast 20 Jahre alt.
Da können wir genau nichts machen. Außer Wasser reinkippen und weiterfahren, hoffen, dass wir die Etappe schaffen.
Aber jetzt schmeißen wir die Heizung wieder raus.
Keine weiteren Experimente. Zu- und Ablauf direkt miteinander koppeln und damit den Kreislauf kurzschließen.
Das bedeutet aber auch einiges an Wartezeit, bis der Kram soweit abgekühlt ist, dass kein gefährlicher Druck mehr auf dem Kreislauf ist.
Derweil blasen wir Staub aus dem Kühler und wir sammeln unsere Wasserreste zusammen. Der 5l-Bordkanister ist leer, in den beiden Scheibenwaschwassertanks sind zusammen noch rund drei Liter, dazu entbehren wir nochmal 1,5l Trinkwasser (eine Notreserve lassen wir unangetastet). Das reicht nochmal für eine Füllung. Mit dem Riss im Ausgleichsbehälter werden wir aber noch einiges an Wasser brauchen, bis wir im Zwischenziel sind.
Die ersten LKW passieren uns. Die haben doch gewiss Wasser. Mit dem international bekannten Zeichen für "ich hab Durscht" lassen sich die Rallyenoobs zum Anhalten erweichen und füllen unseren 5l-Kanister aus ihrem Bordtank auf. Sehr freundlich. Damit kommen wir weiter.
Und so geht es auch wieder weiter für uns. Moderates Tempo, Energieausstoß gering halten. Wir sind allein unterwegs. Keiner mehr vor oder hinter uns zu sehen. Nur durchhalten und vor der Maximalfahrzeit ins Ziel kommen.
Da liegen allerdings noch ein paar Hindernisse im Weg. Uns noch völlig unbekannt, ein ziemlich verwachsener Sumpf. Wird über kleinste Pfade durchs Unterholz erreicht und hat von der Presse schon den Spitznamen "Ladoga Swamp" bekommen. Tief, braun, nur für PKW, fast ein Meter Wasser und drunter was recht bodenloses, weiches. Dazu noch recht lang, bestimmt dreißig Meter. Für uns nur mit der Winde zu bewältigen, und auch da bekommen wir gut was an Wasser und Schlamm ab. Aber es ist wenigstens eine Abkühlung unseres gequälten Motors. Den Block komplett in die Sumpfbrühe tunken sorgt für eine gute Wärmeabgabe über Ölwanne, Block, Krümmer und auch Kühlwasserrohre. Durchziehen, raus, weiter.



Wieder auf Pisten und Waldwege. Aller vorsichtigen Fahrweise zum Trotz wird unser Motor nach einer Weile wieder zu heiß. Einmal nachfüllen bei Übertemperatur und unser Kanisterchen ist schon wieder fast leer. Beim nächsten See neben der Strecke halten wir an, Martin hüpft raus und füllt den Kanister wieder.
Weiter. Irgendwie nochmal nachfüllen, ein-zwei Wasserdurchfahrten, Ziel. Ab ins Camp. Zwei Stunden für den Weg ins Camp, Reparaturen, und wieder zum Start zweite Teiletappe.
Einrollen, ins Camp, Motor aus. Aufgaben aufteilen. Hias und Anja: Ausgleichsbehälter tauschen, Max und Ingo: Lüfter tauschen, Martin: Auto durchchecken.
Ausgleichsbehälter ist noch ein intakter Gebrauchter in den Ersatzteilkisten, Deckel mit Ventil aber leider keiner mehr. Egal. Rein damit, Deckel vom anderen Behälter.
Lüfter heißt Gebastel: der Ersatzlüfter in groß ist da, aber das Lüfterblatt hin. Okay. Dann nur den Motor tauschen Lüfterblatt rüberschrauben.
Der kleine Lüfter quietscht aber auch erbärmlich. Und der Reservelüfter ist nur vermeintlich typgleich. Merde. Max zerlegt den kleinen Lüfter weitgehendst. Soweit, bis er ans Lager hinkommt. Ein Spritzer Haftgleitöl aus der Sprühdose und er dreht sich wieder leichtgängig. Alles wieder zusammen, Kühler reinigen, ordentlich entlüften. Neuen Luftfilter rein und den alten zugestaubten dann in Ruhe ausblasen. Zwischendurch einen Snack inhalieren, einen Schluck frischen Kaffee und dann wieder los.
1 Minute nach unserer Startzeit kommen wir am Start an, also gleich rein in die Etappe.
Natürlich haben wir jetzt noch alle möglichen LKW vor uns - kein Wunder, wir haben in der ersten Teiletappe auch genug Zeit verbastelt.
Es sind eh erst mal eine ganze Reihe Kompasskurse abzufahren. Da sind wir auch nicht wirklich schneller als die großen. Wir kreuzen einige Kilometer über den Schießplatz, waghalsige Manöver ingebriffen.
Dieser Parallelweg ist schneller als der, auf dem der KAT da fährt. Aber nur, wenn man mit ausreichend Eiern die Querrillen an den Kreuzungen ignoriert und drüberprügelt.
Alles, um dem Staub zu entfliehen.
Wir hängen auf Piste dann doch bald wieder hinter einem der Großen. Zu nah ran traue ich micht nicht, direkt im Staub sehe ich zu wenig und mit ausreichend Abstand bemerkt er unsere Überholabsichten nicht.
Eine Wasserdurchfahrt. Da sind die Großen eigentlich schneller als wir - ohne Abbremsen einfach durch. Aber in diesem Fall nicht. Der Dreiachser steckt. Bewegt sich auch nicht mehr. Unsere Chance zu Überholen - wenn denn Platz wäre. Die Wasserdurchfahrt ist schmal. Wir passen mit unserem schmalen Auto auch recht knapp links dran vorbei. Vorsichtig und vollgesperrt zirkeln wir durch. Kurz nach dem LKW wird die Spur, in der die rechten Räder fahren nochmal deutlich tiefer, die linken Reifen schaufeln Wasserspritzer durch die Luft, wir bekommen ordentlich Seitenneigung, Martin wird gut getunkt , die Räder wühlen und wir kommen fast nicht mehr voran - aber nur fast, der Vortrieb reicht, wir wühlen uns raus und weiter gehts wieder auf die Piste.
Eine Weile später laufen wir hinter einem Unimog auf. Schon wieder Staub fressen. Und wieder zockeln wir eine Weile nach. Die Piste wird breiter. Unsere Chance zum Überholen. Angesetzt und vorbeigezogen. Es wird hektisch auf Beifahrerseite, das Roadbook ist etwas komplizierter, wir biegen an einer größeren Kreuzung falsch ab - der Unimog fährt uns sogar hinterher. Als wir es merken, merkt die Besatzung hinter uns das auch. Gleichzeitig zum Wenden angesetzt, aber jetzt ist der Mog wieder vor uns. Und wieder dauert es im Staub, bis sich eine Möglichkeit zum Überholen bietet.
Kurz vor Schluss erreichen wir wieder das große Sumpfloch mitten auf der Wiese. Ranfahren, Seil durch, Auto durchwinchen. Eine fahrbare Spur finden wir dort einfach nicht - und wir habens in einigen Jahren schon etliche Male versucht.





Nicht mehr weit zum Ziel. Ankommen, ab ins Camp, Feierabendbier. Die zweite Etappe lief eigentlich echt schön flüssig. So könnts weitergehen.