Winde eingebaut.

Ihr wollt uns an euren Umbauten o.ä. teilhaben lassen??
... dann hier rein damit!

Re: Winde eingebaut.

Beitragvon Marlo » Mo, 13 Okt 2014, 19:35

schöner Bericht!

ohu hat geschrieben:Bild

hat da einer zugenommen? :lol:
"Das kannste schon so machen, aber dann isses halt kacke..."
Offroad Events hat geschrieben:Bitte, bitte leg sofort das Werkzeug und die Autoschlüssel weit weit weg und lang beides NIE WIEDER an !
Ich hab das Gefühl du trainierst ernsthaft für den Darwin Award 2010 :roll:
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Re: Winde eingebaut.

Beitragvon ohu » Mo, 13 Okt 2014, 21:23

Marlo hat geschrieben:schöner Bericht!

hat da einer zugenommen? :lol:

[-X

Unvorteilhaftes Foto - oder: Auf welchen Zeitraum bezieht sich deine Frage? [-(
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Re: Winde eingebaut.

Beitragvon traildriver » Di, 14 Okt 2014, 23:20

Klasse! Solltest ein Buch über deine Rallyerfahrungen schreiben! Gerade die Kommunikation zwischen Fahrer und Beifahrer finde ich besonders humorvoll ,wenn ich auch das "Urbayrische" stellenweise zweimal lesen muß! 8)
Ich weiss wie Erde schmeckt!
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Re: Winde eingebaut.

Beitragvon ohu » Do, 16 Okt 2014, 18:51

Albena, Camp. Montag, 22.09.2014, 06:00

Aufstehen! Der frühe Vogel fängt den Wurm - bzw. bekommt noch was zum Frühstück, bevor es in die lange Etappe nach Sliven geht. Rund 350 km stehen heute im Roadbook der Extremklasse, bis auf ein paar kleine Schleifen ist es mit dem der CC-Schw. identisch. Unterteilt im drei Teiletappen sind zunächst 140km schnelle Feldwege angesagt. Die gehen auch recht flott - anfangs.
Auf einer besonders schnellen (~100 km/h) Geraden:

Hias: "Deisch i mi grod oda stinkts recht rass nach Getriebeöl?"
Martin: "Eine Täuschung liegt nicht vor, denn meine Nase vernahm ganz ähnliche Gerüche. Halte doch bitte an geeigneter Stelle an und sieh nach. Treffenderweise verspüre ich einen starken Harndrang, dem ich gerne nachgeben würde."

Da ich auf stinkende Sitzpolster verzichten will, halte ich alsbald an. Gute Entscheidung. Blick unters Auto: Stark verölt. Zweiter Blick - die Ölablassschraube vom Schaltgetriebe fehlt. Einfach rausgedreht. Kakche!
Genug Getriebeöl haben wir an Bord - Reserveablassschraube aber nicht. Ein Stückerl Gummischlauch mit passendem Außendurchmesser findet sich aber. Kurze 12er Schraube reingedreht, Schalthebel raus und Öl von oben eingefüllt - jeha, weitergehts. Zwischenzeitlich ist gefühlt das ganze restliche Feld der Extrem-Klasse an uns vorbeigezogen.

Egal, die holen wir schon wieder ein.

Also soviel Gas wie geht - auf diesen Strecken begrenzt die Motorleistung das Tempo, nicht das Fahrwerk.
Martin: "Fahre hier bitte etwas langsamer, im Roadbook stehen drei Ausrufezeichen."
Ich nehme das Gas raus, von achtzig auf fünfzig. Sehe aber noch keine Gefahrstelle an der Strecke. Leichter Anstieg, Schotter, scharfer Übergang in die Ebene und direkt dahinter eine Rechtskurve. Gradeaus geht es in einen kleinen See. Aufgrund der vorstehend genannten Bedingungen packe ich die Kurve nicht mehr. Hui - platsch. Die Böschung seitlich runtergekippt und ins Wasser.


Mein erster Gedanke, als ich mit dem Kopf untertauche: "Gschissn!"
Der zweite: "Hoffentlich is ned so diaf, dass der Martin a no untertaucht - weil dann hamma a problem."
Der dritte: "Schnorchel is auf der Beifahrerseite, dem Motor passiert so schnell nix. Ein Glück."
Während ich zunächst mit einem Griff an die Elektrik am Dachhimmel alles stromlos mache, bemerke ich Martins Versuche, meinen Kopf aus dem Wasser zu ziehen. Er hat also noch Luft. Gut. Abschnallen und rausturnen geht schadlos und schnell, Martin folgt hinten nach.

Bild

Bild


Jetzt liegen wir da. Auf der Fahrerseite, seitlich über 90° gekippt und zu einem Drittel unter Wasser. Klasse. Wie kommen wir da wieder raus?
Seilwinde geht nicht, weil bei der Schräglage der Motor nicht mehr läuft. Andere Bergetechniken (es wäre wahrscheinlich auch mit Bordmitteln gegangen) fallen uns nicht ein.
Ich wate ins Wasser und fische unser Warndreieck raus, stelle es etwas weiter vorne an die Strecke - nicht, dass jemand noch einen weiteren Abflug auf uns drauf macht. So weit hinten wie wir sind, kommt aber wahrscheinlich eh keiner mehr um uns vielleicht zu helfen. Also Anruf bei der Orga mit der Bitte um Bergung.

Derweil inspizieren wir gründlich den Unterboden. Der improvisierte Getriebeölstöpsel ist noch dringeblieben - sehr gut.

Motorengeräusche. Etwas kleinvolumig für ein Bergefahrzeug. Zwei einheimische Zehnjährige kommen auf einer Fünfziger angeknattert. Sie können überraschend gut englisch und wollen wissen, was das hier alles ist.

Fünf Minuten später - noch keine Bergung, aber andere Teilnehmer - Fritz & Jessi im G und der 90er mit Sven&Sven. Man will uns helfen - der Landy zieht uns mit seiner Seilwinde wieder auf die Räder und sichert seitlich, Fritz zieht uns dann die Böschung hoch. Klappt auch einwandfrei. Bergung abbestellen - öh - beide Handys sind zwischenzeitlich verstorben. Mist.
Egal. Auto überprüfen. Motor lässt sich mit der Ratsche drehen. Sprit sieht auch noch klar aus. Öl scheint den Spuren nach keines ausgelaufen zu sein. Motor springt dann auch an und wir fahren die letzten paar Kilometer der Teiletappe zu Ende.

Dort ist Servicepark, Tankstelle, eine Stunde Zwangspause.
Geldbeutel, Handy in der Sonne trocknen, Ausrüstung prüfen, etwas vom Umfaller erholen. Über die Entlüftungsleitung an der linken A-Säule könnte Wasser ins Motorsteuergerät gelaufen sein - ich bekomm den Schlauch aber nicht ab und an sich läuft der Motor ja eh.

Also Start in die zweite Teiletappe - die versprach schon etwas mehr auf und ab zwischen Hügeln und weniger Feldwegraserei. Es geht auch bald schön bergan in felsigem Gebiet.
Plötzlich - Motorleistungsverlust, zieht aber noch. Wasser in der Zündung oder verdreckte Einspritzdüsen fahren sich aber anders. Hm. Wasser im Sprit? Fünf bange Sekunden später sind wieder alle Pferde oder auch Töpfe da.
Zwei Minuten oder auch einige Windungen des Weges weiter wieder das gleiche Symptom.
Wir kommen noch einen Hügel rauf und rollen drüben wieder runter, da setzt der Motor völlig aus. Merde!

Hias: " S werd ned doch a Wassa ins Steiagrät kemma sei?"
Martin: "Ich dachte, das Gehäuse wäre eine wasserdichte Ausführung?"
Hias: "S Gheis scho, owa a Entlüftung hods aa."
Martin: "Na bravo. Das wars mit der schönen Rallye..."
Hias: "itz wart a moi, dös checkan mir erscht!"

Benzin kommt. Sauber und mit Druck.
12V Versorgung liegen an.
Zündfunke - fehlt.
Einspritzdüsen klackern auch nicht beim Orgeln.

Offenbar das Steuergerät. Also alle Schrauben auf, was wegen der Einbaulage ein wenig in Gefummel ausartet, und Gehäuse gegen die Dichtmasse aufstemmen.
Gut zwei Schnapsglas Wasser kommen uns entgegengegluckert. Das setzt die Platine nicht zwingend unter Wasser, reicht aber beim Schwappen für ungewollte Pulldowns an Stellen, wo diese nicht sein sollten.
Die Platine selbst ist im bestückten Zustand lackiert, das hält vielleicht ein wenig was ab. Beschädigte Bauteile gibt es nicht zu sehen.Mit Druckluft und Sonnenlicht hoffen wir, die Elektronik wieder trocken zu bekommen.

Martin: "Haben wir eigentlich ein Reservesteuergerät?"
Hias: "Fois mia oans ham dadn, war i ned so navös!"

Test. Saft an. LEDs leuchten auf. Es könnte leben. Orgeln - Zündtakt blitzt auf - sieht gut aus.
Benzin zuschalten - VRÖÖMM!
Mal wieder dem Fahrzeugausfall ein Schnippchen geschlagen!
Steuergerät zu - mangels Dichtmasse mit Fett, aufräumen, aufsitzen, weiter.
Im Steinbruch eine Steilabfahrt runter, CP, noch eine, und dann wieder auf schnellen Schotterpisten durch die Hügel.

Durch die Zwangspausen sind wir ziemlich nach hinten durchgereicht worden, wir sind fast allein unterwegs.
Nach zig Kilometern treffen wir einen Landy, ihre Servolenkung ist undicht und sie haben kein Öl mehr. Wir geben einen Liter Hydrauliköl ab und suchen weiter unseren Weg. Ein Kompasskurs geht einen Hügel runter - unten ein kleiner Bach. Vorsichtig über die Felsbrocken, da drüben ist der Weg, weiter.
Zwischendrin wieder schnelle Schotterwege, eindeutig schönere Strecken als die Felder um Albena - und irgendwann auch das Ziel der Teiletappe.

Überführung, eine Stunde Vorgabe.
Tanken und weiter auf der Straße - es geht einen niedrigen Pass hinauf, wir kommen allmählich richtig ins Gebirge.
Schön.
Am Start noch zwanzig Minuten Pause. Spätnachmittag, es sieht nach aufziehendem Regen oder gar Gewitter aus, der Himmel verdunkelt sich.

Start als wohl letztes Auto in die dritte Teiletappe. Grobschottriger Forstweg, in engen Serpentinen im Wald einen Berg rauf. Zweiter und dritter Gang, immer schön am Gas.

Hias: "Wia daham! Uaahorgst leiwand!"
Martin hat nichts zu tun, gibt eh nur diesen einen Weg.

Die Streckenführung bring mich in pure Verzückung. Einfach nur schön zu fahren.
Auch der einsetzende Nieselregen stört nicht.
Dann gehts raus aus dem Wald - wir sind schon richtig weit oben - ein Ausblick! Und es geht noch weiter hinauf auf dem Kamm, vorbei an alten Funkstationen und verfallenen Hütten. Durch den Regen ist es etwas rutschig geworden, die Wege sind seitlich geneigt.

Martin: "Da dürfen wir nicht ins rutschen kommen, es geht nämlich ordentlich abwärts!"
Hias: "Hobi scho gspannt, owa dös is goanit so einfach"

Ich habe in der Tat ordentlich damit zu zun, das Auto in der Spur zu halten. Die ist nämlich breiter als die Spurweite vom Samurai und dementsprechend zieht das Auto auch immer einseitig weg. Leider also wenig Augen für die Landschaft.
An den geraden Stellen bleibt aber genug zu sehen, um diese Teiletappe eindeutig als die schönste der Rallye zu bezeichnen.

Irgendwann kommen wir wieder von der Bergkette herunter, furten einen kleinen Fluss noch mehrmals und kommen tatsächlich noch bei Tageslicht ins Ziel.

Noch ein Stück Straße ins neue Camp in Sliven, Auto abstellen, Essen, Service machen.
Es fängt an, wie die Sau zu regnen. Nicht sehr motivierend zum Schrauben, vor allem wenn nichts kaputtes bekannt ist und das Roadbook den Start am nächsten Tag erst für Mittag ankündigt. Also nur mal schnelle Durchsicht nach groben Schäden und ins Bett.

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Re: Winde eingebaut.

Beitragvon Marlo » Do, 16 Okt 2014, 19:08

:thumbsup:
"Das kannste schon so machen, aber dann isses halt kacke..."
Offroad Events hat geschrieben:Bitte, bitte leg sofort das Werkzeug und die Autoschlüssel weit weit weg und lang beides NIE WIEDER an !
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Re: Winde eingebaut.

Beitragvon Rocketmän » Do, 16 Okt 2014, 21:49

Ein Traum zum Lesen =D>
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Re: Winde eingebaut.

Beitragvon User gelöscht » Fr, 17 Okt 2014, 8:05

Also die Berichte sind mit Abstand das geilste was ich bis jetzt in diesem Forum gelesen habe!
Sehr geil!

Sag mal, hat der noch eine Straßenzulassung, weil da Kennzeichen drauf sind?

SG
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Re: Winde eingebaut.

Beitragvon ohu » Fr, 17 Okt 2014, 10:49

Danke fürs Lob. 8)


ThunderStruck hat geschrieben:Sag mal, hat der noch eine Straßenzulassung, weil da Kennzeichen drauf sind?


Ist für die Rallye erforderlich - gibt ja hin und wieder zwischen den einzelnen Wertungsetappen auch Überführungsstrecken auf Straße (meist 5-50km, nicht auf Zeit gewertet, mit so großzügiger Vorgabe, dass man auch noch tanken kann.)
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Re: Winde eingebaut.

Beitragvon Baloo » Fr, 17 Okt 2014, 10:56

ohu hat geschrieben:Danke fürs Lob. 8)


ThunderStruck hat geschrieben:Sag mal, hat der noch eine Straßenzulassung, weil da Kennzeichen drauf sind?


Ist für die Rallye erforderlich - gibt ja hin und wieder zwischen den einzelnen Wertungsetappen auch Überführungsstrecken auf Straße (meist 5-50km, nicht auf Zeit gewertet, mit so großzügiger Vorgabe, dass man auch noch tanken kann.)


schau Dir die Beiden mal an...... wenn die mit dem Campingstuhl beim TÃœV vorbei fahren, bekommen die freiwillig eine Plakette....
:-_ :dancing:
nur noch über Email, PN, Facebook oder Telefon erreichbar.....

make my Day!!!!!

http://www.facebook.com/mikebaloo.naujokat

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Re: Winde eingebaut.

Beitragvon ohu » Di, 04 Nov 2014, 20:06

Sliven. Dienstag, 23.09.2014, 7:00 Uhr

Nach stürmischer, aber trockener Nacht steht unser Pavillion noch, im Gegensatz zu manch anderen.
Bin auch gefühlt jede halbe Stunde aufgewacht und hab rausgezogene Heringe wieder eingeschlagen.

Am Auto ist noch ein wenig Arbeit.
Steuergerät wieder abdichten, Radlager vorne nachstellen, Kupplungszug nachstellen, alles durchsehen, Schrauben nachziehen und ähnliches.

In Sliven eine Tankstelle besucht, und weiter zum Vorstart.
Sieht nach kleinem Flugfeld aus.
Die Strecke geht zunächst mehrere hundert Meter geradeaus über Betonpiste - und
damit sich das ganze mehr nach Motorsport anfühlt, starten immer drei Autos nebeneinander. So auch wir. Gegen die großhubraumisierte Konkurrenz gewinnen wir auf der Landebahn keinen Blumentopf - dann endet diese aber und jetzt sind wir plötzlich konkurrenzfähig.
Ein schlammiger Feldweg, mit ordentlichen Bodenwellen - dafür ist unser Fahrwerk gebaut!
Leider brauche ich ein paar Wellen, um in den richtigen, schnellen Rhythmus zu kommen - und dann wirds schon fast wieder langweilig und eben.

Aber immer noch schlammig, an einer Bahnstrecke entlang.
Zuviel Gas heißt querstellen, zu wenig steckenbleiben - das fordert, machts aber auch interessant.
Vor uns ein 4l-TJ. Auf den langen Geraden zieht er uns davon - wird es wellig und kniffelig, haben wir ihn fast, zum Ãœberholen reichts leider nicht.
Große Schlammpfütze, wie beim Mudfest - hier aber nur ein Stück der Strecke. In der Mitte ein Schilfbestand. Der Jeep linksrum, wir rechtsrum. Links wäre besser gewesen. Wir wühlen uns durch. Bis wir drüben raus sind, ist der Jeep aber schon lange weg.

Kurz drauf eh das Ziel der ersten Teiletappe. 24 Minuten Action waren das, schlammig und spaßig.
Lichter sauberwischen für die folgende Straßenüberführung und weiter.

Es beginnt zu regnen, nach kurzer Zeit hört der mäßige Regen auf und weicht starkem Regen.
Hier machen sich die einst zur Befestigung diverser Teile ins Dach gebohrten Löcher bemerkbar, es pisst richtiggehend
durch. Durch die fehlenden Seitenscheiben zieht es auch noch kräftig.

Martin: "Das Roadbook kündigt mehrmals die Durchfahrt von Gebirgsbächen an. Wenn es weiter so regnet, werden die wohl ziemlich reißend."

Hias: "Wenn da Sturm so brudal im Camp okimmt, wern die sicha auch koa Gaudi ham. Oida, des werd scho wieda tuff stuff."


Start in den längeren zweiten Teil der Etappe.
Teil 1 war noch gemeinsame Strecke mit der CC-Klasse, dieser Teil ist nur für die Extrem-Klasse und verspricht
entsprechend interessant zu werden.
Es beginnt wieder mit kurvigem, geschotterten Forstweg, bergauf. Wir gasen ordentlich bergan, die Felsen werden zerklüfteter.
Zur Fahrzeugschonung fahre ich dann doch etwas gesitteter, werden von anderen Teilnehmern mit größeren Reifen überholt.
Wir kommen auf einem Hügelkamm heraus. Hier bläst der Sturm richtig kräftig, der Regen kommt quer durch die Fahrerkabine geblasen, die Sicht ist schlecht.
Kompasskurs. Zum Anhalten drehe ich das Auto aus dem Wind.

Im Wald ist es wieder angenehmer, wenigstens bläst es nicht so sehr.
Runter, rauf und wieder auf das ausgesetzte Plateau.

Das Wetter ist nicht besser geworden, die Sicht schlecht und die Navigation dadurch schwierig. Die Konkurrenz tut sich wohl genauso schwer, wir tummeln uns schön im Feld.

Es geht auf einen Gebirgsfluss zu. Das Roadbook schreibt rein, ein paar hundert Meter flussaufwärts, unter einer Brücke durch, um den Pfeiler rum, wieder ein Stückerl abwärts und raus.

Bevor wir das angehen, krame ich 14er und 17er Gabelschlüssel hervor und stelle die Kupplung nach.

Hias: "I glaab, dös oide kupplungsseil ziagt si ind läng, soit ma heid aufd nacht deischln."
Martin: "Altes Kupplungsseil? Hast du etwa kein neues verbaut? Was ist denn das für ein Versagen bei der Fahrzeugvorbereitung?"
Hias: "bstoid hob i a neis, kemma is aa, owa es war vui z kurz. nochha hob i as oide wiada eibaut. im camp hob i no a zwoats, owa aa gebraucht. zefix, sauglump, varreckts!"


Vorerst trennt die Kupplung jedenfalls wieder.
Also rein in den Fluss mit Martin als Vorturner. Er dirigiert mich um die gröbsten Unterwasserbrocken herum, sonst stellen sich keine Schwierigkeiten und die Passage lässt sich fahrend meistern.

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Stempel geholt, weiter gehts.
Durch bergiges Gelände.
"Follow markers", dann Kompasskurs, einen Berg hinauf. Am projizierten Zielpunkt eine Kreuzung, der Querweg recht zugewachsen. Die ist auch ins Roadbook gemalt - da beim Kompasskurs aber nicht die Richtung festgelegt ist, aus der man kommt, ist die Richtung, in die es weitergeht auch nicht eindeutig. Die nächsten beiden Bildchen passen aber
wieder ungefähr, das dritte nimmer. Aber es hängen eine Menge Markierungsbändchen in den Bäumen. Kurzfristige Roadbookänderung? Wär ja nicht das erste mal.

Also den Bändchen nach. Geht einen Hang runter, der nach und nach steiler wird, ganz unten eine Fünfmeterstufe mit weit über 45°, drunter ein Querweg. Wenig Auslauf, aber es gelingt, das Auto nach unten plumpsen zu lassen und wieder abzufangen.

Roadbookbild unten passt ganz gut, also weiter nach rechts.
Wieder steile, schlammige Hänge runter.

Hias: "I hoff a moi, dass des etza wiada mim Roadbook basst, wei do wiada aufewurschtln werad zaach."

Martin: "Das könnte in der Tat problematisch werden. Wirklich eindeutig ist das Roadbook hier leider nicht."

Zwei Kilometer ohne weitere Angaben. Hm. Irgendwie passts nimmer so richtig. Noch dazu begegnen wir nach und nach immer mehr anderen Teilnehmern. Keiner weiss so richtig, wo es langgeht.

Wir probieren Wege, interpretieren Kreuzungen neu, suchen nach möglichen Roadbookfehlern. Aber nichts passt so richtig.
Martin ist überzeugt, dass wir uns sämtliche Steilhänge wieder raufkämpfen muessen, weil der einstige Kompasskurs einfach nicht ganz passte.

Ein anderer Teilnehmer unserer Klasse hat derweil einen Anruf bei der Rennleitung getätigt. Der Fehler lag wohl tatsächlich am Ende des Kompasskurses. Diese Information verbreitet sich schnell unter den Autos - und so fahren wir wieder hinauf (ein Hoch auf die vordere Differentialsperre), die Seilwinde benötigen wir erstaunlicherweise nicht.
An der letzten Steilstufe staut es sich, jeder wincht sich hoch. Ich nutze die Wartezeit, um nochmals die Kupplung nachzustellen.

Leider erlaubt der schmale Hang kein paralleles Winchen - fast, den vor uns überholen wir tatsächlich im Hang.
Dass hier ein recht ausgekochtes Fahrerfeld mitfährt, ist auffällig. Trotz des nicht ganz alltäglichen Hindernisses - Keiner schreit rum, macht unkoordinierte Aktionen oder blockiert lange den Weg - wer hier mitfährt, weiß was er tut.

Oben Rückfahrt zur fraglichen Kreuzung. Das Roadbook andersrum gehalten und - oh, klar, sooo passts auch, und die nachfolgenden Wege auch recht gut. Wieder einen Hügelkamm entlang, die Sicht ist schlecht, der Boden schmierig. Aber es geht voran.

Recht bald ein Gebirgsfluss auf der Strecke - nicht durchqueren, sondern im Bachbett einen Kilometer flussaufwärts fahren. Dank gröberer Steinbrocken im Wasser keine leichte Aufgabe - und entsprechend staut sich hier das Fahrerfeld ein klein wenig.

Vor einer etwas größeren Stufe müssen wir auf freie Strecke warten. Anhalten - also auskuppeln und bremsen - funktioniert nicht recht und endet mit abgewürgtem Motor.
Öh. Das Wasser ist zwar hier grade mal knietief, aber musste die Kupplungsbetätigung ausgerechnet jetzt im Fluss aufgeben?

Ursachenforschung. Kann ich das gerissene Seil von der Pedalbetätigung abziehen? Nein. Seil ist noch heil.
Der Mitnehmerhebel rutscht auf der verzahnten Welle des Pedals leer durch. Das könnte sich mit Anziehen der Klemmschraube beheben lassen. Bringt aber nix.

Okay, also gehts ohne Kupplungsbetätigung weiter. Motor aus, 1. Gang Untersetzer einlegen, anlassen, fahren.
Klingt einfach, praktisch sind wir aber in einem Flussbett mit großen Steinbrocken.
An den Stellen, an denen es der Anlasser nimmer zieht, muss es die Winde richten. Das klappt auch, schön ist es aber nicht, schnell gehts schon garnicht und der Spaßfaktor leidet auch ein wenig - in nullkommanix sind wir vom Feld
verlassen, an sich wärs nämlich fahrbar.


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Raus aus dem Fluss, CP-Stempel abgeholt und weiter. Straße, Feldweg, Bergweg, klappt alles, und mit etwas Gefühl am Gasfuß lässt sich auch ohne Kupplung rauf- und runterschalten.
Der Weg wird aber noch steiler.
1. Gang ohne Untersetzer reicht nicht mehr. Untersetzer einlegen schaff ich nicht mehr - also abgewürgt im Hang. Mit Untersetzer drin schaffts der Anlasser aber auch nicht, so steil bergauf.

Winde. Eine Seillänge, zwei, drei - es wird nicht flacher. Dann, in der fünften Seillänge eine Linkskurve.

Martin: "Wenn du den Wagen nun links herum hinaufziehst, etwa zwei Wagenlängen, und du dich dann rückwärts in den winzigen Gegenhang rollen lässt, könnte das Anlasserdrehmoment ausreichen um uns vorwärts zu starten."

Hias: "Moanscht? So stoanig und baazig wia es do is?"

Martin: "Ich schiebe mit an und springe dann in den Wagen."

Das geplante Manöver wird eingeleitet.
Anlaufstellung, orgeln, das Auto rollt, aber der Motor zündet nicht.
Kacke! Kam den Tag über schon mehrfach vor. OT-Geber-Schaden oder nur Wasser im Schalter für die Motorsteuerung?
Ausschalten, einschalten, probieren. Mehrfach. Der Rollweg wird immer kürzer, die Verzweiflung immer größer.
Schließlich doch: Zündung!
Im erhöhten Standgas lostuckern, nicht zu schnell, sonst wirds für Martin kritisch mit dem Einsteigen, nicht zu
langsam, sonst würgt es den Motor wieder ab - es klappt.
Weiter bergauf. 1. Gang, 6000 Umdrehungen.
An einer etwas flacheren Stelle klappt auch ein Schaltversuch, und auch der nächste. So zuckeln wir langsam und unspektakulär den Rest der Etappe runter. Ziel, Straße, Überführung ins Camp.

Dort erwarten uns Bilder der Verwüstung. Kein Pavillion steht mehr, es hat komplette Zelte und Anhänger durch die Gegend geweht, auf der Wiese steht das Wasser mehrere Zentimeter hoch.

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Erstmal Duschen und Essen gegen die Kälte, dann wird ein Schlachtplan gefasst. Wir ziehen auf den geteerten
Hotelparkplatz um, die Ãœberreste vom Pavillion werden reaktiviert und mit Hilfe von Rallyefahrerspezialkaffee die
Kupplungsbetätigung repariert. Sonst ist ja alles heil geblieben.
Radlager vorne noch nachstellen und gut ist.

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