Montenegro und Albanien Juni 2020
Willkommen zu unserer Deutschlandtour! … Nein. Das ist natürlich Blödsinn. Aber so war eigentlich alles Corona bedingt geplant.
Der Urlaub an sich stand fest. Und für uns außer Frage dass wir auch reisen. Mehr als Deutschland schien in der momentanen Situation ja nicht realistisch zu sein. Verschiedene Camping in Deutschland Führer waren bereits gekauft.
Dann erste Hinweise… Durch Österreich ist Transit möglich. Durch Slowenien ist Transit möglich. Slowenien erklärt die Pandemie für erledigt. Kroatien öffnet die Grenzen für Urlauber. Kroatien? Moment!? Urlaub mit Strand, offroad und Campen in Kroatien klang für uns irgendwie schon mal wesentlich nicer. Urlaub in Deutschland rückte schon ziemlich in gedankliche Ferne.
Und dann zunehmende Hinweise in der (guten) Montenegro Facebook Gruppe. Montenegro soll in die Kürze die Grenzen öffnen. Montenegro?! Unser Lieblingsziel in Europa seit langen Jahren!
Damit war die Suppe eigentlich gelöffelt. Wir fahren definitiv nach Kroatien. Und dort in den Süden. Macht Montenegro die Grenze auf dann fahren wir rüber.
Noch vor der Abfahrt war dann klar, dass die Grenze von Kroatien nach Montenegro offen sein wird. Und die Grenze Montenegro Albanien sollte auch kein Problem sein. Ganz neue Möglichkeiten eröffneten sich.
Und - spoiler - die haben wir auch genutzt.
In unseren 2-3 Wochen dort unten war alles problemlos. Alle Grenzübergänge und so weiter. Die Zahlen waren dort unten was Corona angeht deutlich niedriger als heute (Anfang August 2020). Vieles was bei uns problemlos ging (Ausreise nach Albanien und Wiedereinreise nach Montenegro) geht momentan nicht.
Jetzt aber der Reihe nach!
Wir (Philipp 48, Arife 43 und Timur 4) waren natürlich wieder unterwegs mit unserem US Ford e350 4 × 4.
Unsere Strecke in Montenegro und Albanien seht ihr so ganz in etwa auf der folgenden Karte.

Dieses Mal mit etwas mehr Stadt und Strand und weniger offroad. Das war teilweise schon so geplant. Die Städte waren einfach unglaublich leer und damit einzigartig. Und Strand war für Timur wichtig. Eigentlich wollten wir dann aber in der letzten Woche im Hochland von Montenegro noch einige schöne offroad Touren fahren. Da kam dann ein kleines Unglück dazwischen und wir mussten relativ schnell wieder nach Deutschland. Dazu später mehr.
Zwischenstopps machten wir auf der Anreise in Österreich, Windischgarsten, in Kroatien im schönen Camp Slapic bei Duga Resa und dann noch mal circa 40 km nördlich von Dubrovnik am Meer.







In Montenegro endlich angekommen führte uns unser Weg rund um die Bucht von Kotor zur gleichnamigen Stadt. Die hatten wir zuletzt eher gemieden, weil einfach von Touristen völlig überlaufen. Noch nicht so schlimm wie Dubrovnik aber in die Richtung gehend.
In der Nähe des Parkplatzes erst noch eine Simkarte gekauft. 1000 GB (wirklich!) für 15 €.
Kotor war ein Erlebnis. Wir hatten ja mit wenig Touristen gerechnet. Dass wir aber fast allein sein würden dann doch eher nicht. Das war schon fast ein unwirkliches Gefühl. Schön und etwas befremdlich zugleich.














Wir wurden auch gleich von Einheimischen Händlern auf Deutsch angesprochen. Ob wir denn Deutsche seien? Ob die Deutschen jetzt endlich wiederkommen würden? Das konnten wir natürlich nicht beantworten. Sie haben uns leid getan, weil dort viele Menschen vom Tourismus abhängig sind und der (bis heute) völlig am Boden liegt. Was für uns schön und außergewöhnlich sein mag ist für die Montenegriner teilweise eine Katastrophe.



































Übernachtet haben wir südöstlich von Kotor in den Bergen im wunderschönen „Hippie“-Camp Pachamama. Eine unbedingte Empfehlung. Schöne Stellplätze auf der Blumenwiese. Sanitär neu im Holzhaus über dem Wald.








Wie so oft waren wir die einzigen Gäste.
Am nächsten Tag die Überlegung: sollen wir es nach Budva wagen? ich war zuletzt in 2007 dort. Schon damals war Budva ziemlich voll.
In den Jahren danach wurde es aber zu einem Mekka der feierwütigen Serben und Russen. Nichts gegen die im Besonderen. Aber feierwütige Massen, vollgestopfte Altstadtgassen und so weiter sind einfach nicht unser Ding.
Nach der Kotor Erfahrung haben wir uns getraut. Und das war auch gut so. Gleiches Bild. Die Altstadt war quasi leer.












Ähnlich an den Stränden. Wir sind noch die paar 100 m zum Nachbarstrand gelaufen. Wirklich schön.











Übernachtet haben wir auf dem Camping Maslina bei Petrovac. Ein ziemlich großer Platz für hiesige Verhältnisse. Schön und in der Nähe des Bulgarica Strandes. Und… Völlig leer! Wir waren seit März die ersten Gäste.
Die Inhaber waren wieder sehr dankbar dass wir da waren. Wir machen sonst ja schon eine Mischung zwischen Freistehen und Camping. Dieses Mal wollten wir die Plätze und Familien zumindest etwas unterstützen. Die Preise sind absolut nicht hoch. Und wir haben sehr nette Menschen kennengelernt.




Der Strand war groß. Und leer.









Am nächsten Tag zuerst zum kleinen Ort Virpazar am Skadar See. Der Inhaber des Hotels Pelikan kommt auch gleich auf uns zu und hofft, dass die deutschen Touristen endlich zurückkommen.


Von dort geht es auf extrem schmaler Teerstraße - kaum breiter als der Van - mit schönem Blick auf die Mäander des Sees nach Rijeka Crnojevica.








Dort essen wir erst einmal etwas mit Blick auf den Fluss, fleißige Einwohner, Boote und Wasserschlangen.





Übernachtung bei sehr netten Menschen im tollen Camp Podkraj westlich von Virpazar.


In der verfallenen Altstadt von Bar „Stari Bar“ war ich zuletzt auch 2007. Durchaus lohnend. Dass nahezu keine Touristen dort waren muss ich sicher nicht erwähnen.















Bis heute (August 2020) hat Montenegro 93% weniger Touristen als normal in dem Zeitraum.

Noch ein türkischer Cai in einem alten Haus an der Zugangsstraße.








Dann fahren wir weiter südlich von Ulcinj zum Miami Autocamp. Camping mit direkten Strandzugang unter hohen Nadelbäumen. Der Strand ist toll. Auch den hat man fast für sich.
Wir treffen quasi erstmals auf andere Deutsche die mit einem Hanomag und einem Robur unterwegs sind.





Wie schon angemerkt ist zu dieser Zeit die Grenze Montenegro Albanien ja problemlos für Touristen geöffnet. Jedenfalls für Deutsche. Ohne Test. Ohne Quarantäne und so weiter.
Wir waren schon zweimal in Albanien. Aus diversen Gründen (Wetter, Schnee und so weiter) haben wir es aber nie nach Theth geschafft. Das ist natürlich jetzt verlockend. Von dem Süden Montenegros aus dorthin ist es eine längere Tagesfahrt.
Gesagt getan. Ich hatte zuvor schon für das Übernachten im Internet das Gästehaus Pashko in Theth herausgesucht. Das klang nett und hatte gute Bewertungen. Und Camping dort sollte auch möglich sein.
Als wir von der Hauptstraße in Richtung Theth abzweigten vor vor uns ein weißes Buschtaxi. Der Fahrer war relativ flott aber wir blieben hinten dran. Als die Straße plötzlich wegen neuem Teer gesperrt war hielte wir beide an und kamen ins Gespräch. Lustigerweise stellte sich heraus, dass das Pashko war. Zufälle gibt es!
Er kannte die Umfahrung. Und wir machten aus, dass wir ihm bis zu seinem Gästehaus folgen. Diese sogenannte Nordroute nach Theth ist bis auf circa 20 km geteert. Zwar eng aber gut zu fahren.




Ab der Passhöhe geht es dann auf Schotter ziemlich schnell und relativ steil wieder nach unten. Das ganze ist durchsetzt mit Baustellen, weil die Straße auch hier ausgebaut wird. Immer wieder unterbricht man die Arbeiten für uns und lässt uns durch. An sich fahrerisch aber keine besondere Schwierigkeit. Die Albaner fahren hier auch mit BMW und Fiat durch.
Dann sind wir beim Gästehaus und werden von Pashkos Frau freundlich empfangen. Diesen Abend essen wir auch dort. Theth ist schon ein ganz besonderer Ort. Das Tal mit rundum sehr hohen und schroffen Bergen ist ein Erlebnis. Dazu kommt die Abgeschiedenheit. Wie das ist wenn mal durchgehend alles geteert ist wird man sehen.























Natürlich sind wir die einzigen Gäste (weit und breit). Wir sehen uns noch die Sehenswürdigkeiten An, die fußläufig mit einem vierjährigen problemlos zu erreichen sind.






Dann geht es auf gleicher Route wieder nach unten an den Skadarsee zum Camp Shkodra. Dort waren wir schon mehrfach. Direkt am See. Einfach schön, nur diesmal auch fast leer.












Hier bleiben wir ein paar Nächte, entspannen, fahren nach Shkodra rein und kaufen sehr leckere Steaks ein, die dann auf dem Grill gebrutzelt werden. Sucuk auf dem Grill führt darunter übrigens zu spontanen Fettbränden. Nur zur Info!
















Wir wollen nach Vermosh und von dort wieder nach Montenegro. Über die kleine Grenze nach Gusinje.




In Vermosh waren wir schon 2016 als Timur noch ganz klein war. Damals blieben wir nicht lang, weil das Wetter furchtbar war. Uns war aber in sehr guter Erinnerung geblieben das Peraj Guesthouse.
Die Tochter des Hauses - Florida - kümmert sich schon damals herzlich um uns. Als wir jetzt – leider bei ähnlich schlimmem Wetter – wieder am Tor standen hat sie uns und unser Auto gleich wiedererkannt und sich ehrlich gefreut.
Sie war die ganze Zeit für unsere Fragen und Wünsche da. Es gab Kaffee aufs Haus. Abends haben wir bei der Familie gegessen.








Sie haben viel investiert mit einem Bereich zum draußen Essen, mit Sanitäranlagen und Gäste Bungalows.
Das Vermoshtal ist auch sehr schön. Ich kann euch nur empfehlen dort Station zu machen. Dann bitte schöne Grüße von uns.
Arife hat sich unsterblich in den „Spitzhund“ Ambra der Familie verliebt. Und vice versa.












Dann hatte uns Montenegro wieder. Die kleine Grenze war verhältnismäßig schnell hinter uns. Natürlich waren nirgendwo wartende Fahrzeuge zu sehen.


In Plav noch schnell etwas umgesehen und eingekauft.







Und dann ab von den größeren Straßen in nördlicher Richtung von Plav in die Berge. Eine Region, der wir bei unseren bisherigen Montenegrobesuchen nicht die Aufmerksamkeit geschenkt haben die ihr vermutlich gebührt.
Eine tolle und für das Montenegro wie wir es bislang kannten doch eher untypische, sehr grüne Landschaft. Auf immer kleineren Straßen kommen wir schnell auf über 1700 m und schließlich bis 1900 m hoch. Es geht dann nur noch offroad weiter. Und das ist ja auch Teil des Spaßes.





Auf einer tollen Piste fahren wir durch die Gebirgslandschaft. Durchsetzt von sog. Katuns. Einfachsten Gehöften die Menschen nur im Sommer mit ihren Tieren beherbergen.
Die ganze Strecke dort oben ist länger als gedacht und der Tag ist auch schon fortgeschritten. Außerdem könnte mehr Benzin im Tank sein. Wir beschließen umzukehren.





Wir sind gerade auf der Höhe eines Katuns. Zwei junge Männer circa Anfang 20 kommen zu uns gelaufen. Sie winken und rufen immer wieder Kaffee.
Wir wollen ja eigentlich zurück und machen mit Händen und Füßen entsprechendes deutlich. Schließlich kommt aber auch noch ihr Vater, nimmt mich durch das Fenster bei der Hand und wiederholt eindringlich immer wieder Kaffee und deutet in Richtung ihrer Hütte.
Wir nehmen die Einladung also an und parken den Van.  letzteres auf einer feuchten Wiese, die bei der Abfahrt dann wieder einmal ihren Schrecken zeigt. In 2 WD geht schnell gar nichts mehr. Mit Allrad zieht er sich dann aber souverän raus. So viel zum Thema man braucht vermeintlich nur Bodenfreiheit und gute Reifen. Bodenfreiheit haben wir mehr als genug und bessere Reifen als Cooper Discoverer STT PRO für Matsch kann man sich auch kaum vorstellen.
Aber zurück zum Thema: wir gehen also mit den Männern zur Hütte wo dann auch eine junge Frau mit Baby und die Mutter der Familie warten. Die Hütte ist klein, aus Holz und innen mit Coca-Cola Plakaten ausgekleidet. Draußen schüttet es. Drinnen ist ein Holzofen an. Wir bekommen in den angekündigten Kaffee, eine Art selbstgemachte Limonade und Haselnussschnitten. Und selbst gemachten Käse. Ich mag das nicht. Arife findet ihn aber toll. Wir kaufen am Schluss davon noch etwas, bekommen aber einen ganzen Berg.









Wir schaffen es runter vom Berg und nach Berane.














Von dort geht eine gute Piste zum Sisko Jezero (See). Einsam in den Bergen. Ich habe im GPS selbst eine Verbindung zu einem Track gefunden der von Biogradska NP über der Baumgrenze zum Skigebiet von Kolasin führt. Sah in 2D auf der Karte ganz easy aus. In der Realität dann doch recht steil und teilweise ausgewaschen. Und dann noch etwas Restschnee.














Oben angekommen... Der Blick ist toll, soweit ihm die Wolken zulassen. Aber die Spur ist nass und leicht Richtung Abhang hängend. Sehr schmal. Absolut nicht angenehm zu fahren mit unserer Spurweite und unserem Gewicht. Ging noch gut vertretbar. Aber mache ich bei Nässe dort nicht mehr.












Dann durch Kolasin durch nach Mojkovac. Dort wird aufgetankt und noch wenige km zu einem Camping in Richtung Westen.
An sich alles super nett dort. Man bemüht sich nach Kräften. Gutes Essen. Schnaps. Er schraubt extra noch eine Schaukel hin.




Doch dann passiert es. Als Bank sind große und sehr schwere Balken auf Munitionskisten gelegt. Timur setzt sich darauf. Und einer dieser Balken fällt mit ihm herunter und an/auf seinen Fuß.
Die Schmerzen müssen gewaltig gewesen sein. Er schreit. Der Fuß schwillt an. Ich kann den Balken nicht mal bewegen der am Boden liegt.
Wir müssen ins Krankenhaus (KH). Nach einiger Zeit kommt der Inhaber mit seinem Landcruiser und fährt uns ins 35 km entfernte KH nach Bielo Polje.
Dort sind alle recht nett. Die Anmutung von allem ist alt und osteuropäisch. Aber man ist bemüht. Er wird geröntgt. Angeblich nichts gebrochen. Puh!
Das Bild ist aber nicht gut. Auch Arife ist nicht sicher. Der Fuß ist angeschwollen und Timur hat Schmerzen.
Wir beschließen die letzten 6 Tage abzubrechen und schnell nach D zu fahren.
Am Folgetag schaffen wir es an Zabljak und Herceg Novi vorbei bis ca 100 km nördlich von Dubrovnik. Ein Tag später von dort bis Maribor in Slowenien. Von dort dann zurück nach Hause.







Dort wird Timur, dem es schon besser geht, nochmal untersucht. Nicht gebrochen. In der kommenden Woche heilt alles folgenlos ab. Riesen Glück gehabt. Das Teil hätte den kleinen Fuß zertrümmern können. So ist es nur Schmerz und etwas entgangener Urlaub.
Ich hätte gern die Hochebene östlich von Zabljak von Nord nach Süd gequert. Aber hey ... Montenegro läuft nicht weg. Und wir kommen wieder. Sicher!!